Gesundheitswesen 2008; 70 - A137
DOI: 10.1055/s-0028-1086362

Psychische Komorbidität und berufliche Wiedereingliederung bei Tumorpatienten

S Wienholz 1, C Ehrensperger 1, R Schwarz 1
  • 1Abteilung Sozialmedizin, Institut für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin, Universität Leipzig

Hintergrund: Tumorerkrankungen ziehen immer häufiger eine Frühberentung nach sich. Tritt eine zusätzliche psychische Störung auf, deren Prävalenz laut einer Metaanalyse von Aschenbrenner et al. [1] bei Tumorpatienten bei bis zu 50% liegt, lässt sich eine Potenzierung der Erwerbsunfähigkeit vermuten. Generalisierbare Daten über den möglichen Einfluss der psychischen Situation auf die berufliche Entwicklung der Patienten fehlen jedoch bisher. Basierend auf der abgeschlossenen Prästudie „Nachsorgekonzepte zur Erhaltung der Erwerbsfähigkeit bei Patienten mit somatisch begründetem Rehabilitationsbedarf und komorbider psychiatrischer Störung“ untersucht die Abteilung Sozialmedizin der Universität Leipzig – gefördert durch die Deutsche Rentenversicherung Bund – u.a. das psychische Befinden von Tumorpatienten aufgrund der Fragestellung, inwieweit die psychische Gesundheit dieser Zielgruppe einen Einfluss auf deren berufliche Wiedereingliederung hat. Methodik: In einem prospektiven Längsschnittdesign werden 720 Tumorpatienten zwischen 18 und 55 Jahren zu vier Erhebungszeitpunkten (erstmalig während der Akutbehandlung, abschließend 15 Monate danach) zu ihrem psychischen und körperlichen Befinden, ihrer beruflichen Situation, den Erwartungen an und Erfahrungen während einer Rehabilitationsmaßnahme sowie ihrer Versorgungssituation befragt. Eingesetzt werden sowohl standardisierte Messinstrumente (z.B. SKID, HADS, EORTC QLQ-C30, FREM, JCQ) als auch selbst entwickelte Items. Ergebnisse: Basierend auf dem aktuellen Erhebungsstand werden die bisher gewonnene Stichprobe beschrieben und erste deskriptive Ergebnisse dargestellt. Dabei soll die antizipierte Erwerbssituation nach der Tumorerkrankung zu zwei Messzeitpunkten betrachtet werden, jeweils in Abhängigkeit vom Vorliegen einer psychischen Störung oder Belastung, der Art der Störung; der spezifischen Arbeitsplatzmerkmale, der Wichtigkeit einer Erwerbstätigkeit, der Zufriedenheit mit der beruflichen Tätigkeit. Diskussion: Aufgrund der Annahme, dass eine psychische Komorbidität die Beantragung einer Frühberentung begünstigt, soll diskutiert werden, inwieweit frühzeitige diagnostische Bemühungen, Leistungsbeurteilungen und geeignete Interventionen dem Frühberentungsprozess entgegenwirken können.

Literatur:

[1] Aschenbrenner A, Härter M, Reuter K, Bengel J. Prädiktoren für psychische Beeinträchtigungen und Störungen bei Patienten mit Tumorerkrankungen – Ein systematischer Überblick empirischer Studien. Zeitschrift für Medizinische Psychologie 2003; 12: 15–28