Gesundheitswesen 2008; 70 - A117
DOI: 10.1055/s-0028-1086342

Untergewicht bei Einschülern im Land Brandenburg – Konzept, Messung und Trends seit Mitte der 90er Jahre

A Böhm 1, K Lüdecke 1
  • 1Landesgesundheitsamt Brandenburg, Zossen

Hintergrund:Übergewicht und Adipositas genießen eine große öffentliche Aufmerksamkeit. Demgegenüber ist seltener von Untergewicht die Rede. In dem Beitrag wird zunächst das Konzept Untergewicht als Unterschreitung eines Normwertes vorgestellt und diskutiert. Eine Abgrenzung zu Unterernährung wird vorgenommen. Anhand empirischer Daten werden das derzeitige Ausmaß und die Entwicklung bei Einschülern seit den 90er Jahren dargestellt, wobei der BMI als Maßstab Verwendung findet (3. Perzentile der Referenzpopulation [2]). Das heißt, hier wird darüber berichtet, wie sich der Anteil „dünner“ Kinder entwickelt hat. Weiterhin wird nach dem Zusammenhang mit dem Sozialstatus gefragt. Methoden: Im Rahmen der ärztlichen Einschulungsuntersuchungen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes werden u.a. Körpergröße und Gewicht gemessen und dokumentiert. Es liegen seit Mitte der 90er Jahre Daten von jährlich mehr als 15.000 Kindern als Totalerhebung vor. Für die Auswertungen werden nur Kinder zwischen 5,5 und 6,5 Jahren herangezogen. Fragen im Zusammenhang mit dem Sozialstatus werden mit dem Brandenburger Sozialindex bearbeitet [1]. Ergebnisse: Starkes Untergewicht ist in der Gegenwart häufiger als Mitte der 90er Jahre, wobei die Entwicklung durch Schwankungen gekennzeichnet ist. Bei den Jungen ist die Rate zwischen 1994 und 2006 von 4,7% auf 6,2% gestiegen, bei den Mädchen von 4,0% auf 5,4%. Einschüler (Jungen und Mädchen) aus verschiedenen Sozialstatusgruppen haben vergleichbare Untergewichtsraten. Diskussion: Kinder sind untergewichtig, wenn ihr BMI im Vergleich zu einer Referenzgruppe einen bestimmten Wert unterschreitet. Diese Feststellung ist zunächst beschreibend und sagt nichts über den Krankheitswert des Sachverhalts. Allerdings muss man wohl annehmen, dass ein Teil dieser Kinder auch unterernährt und weiteren gesundheitlichen Risiken ausgesetzt sind. Die weitere Entwicklung verdient Aufmerksamkeit (vielleicht mindestens so viel wie die gern diskutierte „Adipositasepidemie“).

Literatur:

[1] Böhm A, Ellsäßer G, Lüdecke K. Der Brandenburger Sozialindex: ein Werkzeug für die Gesundheits- und Sozialberichterstattung auf Landes- und kommunaler Ebene bei der Analyse von Einschülerdaten. Das Gesundheitswesen 2007: 69; 555–559

[2] Kromeyer-Hauschild K, Wabitsch M, Kunze D, et al. Perzentile für den Body Mass Index für das Kindes- und Jugendalter unter Heranziehung verschiedener deutscher Stichproben. Monatsschr. Kinderheilkd. 2001; 149: 807–814