Gesundheitswesen 2008; 70 - A112
DOI: 10.1055/s-0028-1086337

Das Projekt PibS – Evaluation eines Kurses für pflegende Angehörige einschließlich Selbsthilfe zur Förderung der eigenen Gesundheit und zur Prävention von Pflegebelastungen

C Hetzel 1, M Holzer 2, A Weber 1
  • 1Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation GmbH an der Deutschen Sporthochschule Köln
  • 2Land- und forstwirtschaftliche Sozialversicherung Niederbayern, Oberpfalz und Schwaben, Landshut

Etwa zwei Millionen Deutsche gelten nach den Kriterien der Pflegeversicherung als pflegebedürftig, von denen etwa 1,44 Millionen zu Hause und 0,64 Millionen in Heimen gepflegt werden [3]. Die Beeinträchtigungen pflegender Angehöriger („verborgene Patienten“) auf körperlicher, geistig-seelischer und sozialer Ebene sind vielfältig untersucht und belegt [2], ganz im Gegensatz zur Perspektive der Gesundheitsförderung. Wegen überdurchschnittlich vielen pflegenden Angehörigen und Mehrfachbelastungen in den landwirtschaftlichen Familienbetrieben hat die Land- und forstwirtschaftliche Sozialversicherung Niederbayern, Oberpfalz und Schwaben einen Kurs für pflegende Angehörige konzipiert. Der Kurs nennt sich „Personen in belastenden Situationen“ (PibS) und ist eine Trainings- und Erholungswoche in einer Rehabilitationseinrichtung mit folgenden Zielen: Qualität der häuslichen Pflege verbessern, Prävention von Pflegebelastungen und Gesundheitsförderung für die Pflegenden, Förderung von Selbsthilfe z.B. durch Aufbau von Selbsthilfegruppen. Die PibS-Kurse fanden von November 2007 bis März 2008 statt. Bei der Evaluation sollen die Effekte und ihre Nachhaltigkeit ermittelt und in Abhängigkeit von der Teilnahme an Selbsthilfegruppen differenziert werden. Ferner interessiert, wie ausgeprägt die Absicht zur Verhaltensänderung unmittelbar nach dem PibS-Kurs sein muss, damit gesundheitsförderliches und belastungsreduzierendes Verhalten der Pflegenden eingeleitet und stabilisiert wird. Mittels eines Paneldesigns mit fünf Messzeitpunkten (unmittelbar vorher, nach einem, nach drei, nach sechs und nach zwölf Monaten) werden sieben interventionsintegrative PibS-Kurse mit insgesamt 90 Teilnehmern evaluiert. Zielgrößen sind positive und negative Auswirkungen der Pflege [4], wahrgenommene Unterstützung [1], Lebenszufriedenheit (Einzelfrage des SF-36, Bullinger 1998), Wohlbefinden (Well-Being-Index, WHO 1998), körperliche und psychische Beschwerden (Mohr 1986), Nutzung von Angeboten, Gesundheitsverhalten und Wohlbefinden des Pflegebedürftigen. Es werden Ergebnisse zu den vier (von fünf) Messzeitpunkten berichtet und diskutiert. In den Auswertungen werden relevante Parameter des Pflegenden (z.B. Pflegemotiv), des Pflegebedürftigen (z.B. ADL nach Barthel-Index, IADL) und situative Rahmenbedingungen (z.B. Verfügbarkeit von potenziellen Helfern) kontrolliert.

Literatur:

[1] Döhner H, Kofahl C, Lüdecke D, Mnich E (2007): Services for Supporting Family Carers of Elderly People in Europe: Characteristics, Coverage and Usage (Eurofamcare). The National Survey Report for Germany. Eigenverlag: European Union.

[2] Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) (Hrsg.) (2005): Leitlinie Pflegende Angehörige. Düsseldorf: omicron publishing.

[3] Pick P, Brüggemann J, Grote C, Grünhagen E, Lampert T (2004): Pflege. Schwerpunktbericht zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Robert Koch-Institut in Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt. Berlin: Robert Koch-Institut.

[4] McKee KJ, Philp I, Lamura G, Prouskas C, Öberg B, Krevers B, Spazzafumo L, Bien B, Parker C, Szczerbinska K, COPE Partnership (2003): The COPE Index – a first stage assessment of negative impact, positive value and quality of support of caregiving in informal carers of older people. Aging, Mental Health 7: 39–52.

[5] World Health Organisation (1998): WHO Info Package: Mastering depression in primary care (Version 2.2). Geneva: Author.