Einleitung: Der Jodbedarf steigt ab der 10./12. SSW auf 230µg Jod pro Tag. Vor dem Hintergrund des Einflusses einer bedarfsgerechten Jodversorgung auf den Schwangerschaftsverlauf, die fetale Entwicklung sowie die mütterliche und kindliche Schilddrüsengesundheit wird Schwangeren und Stillenden die Substitution von 100 bis 150µg Jodid pro Tag empfohlen. Methoden: In der multizentrischen, BMBF-geförderten Studie wurden 1200 Wöchnerinnen in zwei Erhebungszeitpunkten hinsichtlich der Beratung zur Jodversorgung und Jodidsubstitution sowie die tatsächliche Jodzufuhr während der Schwangerschaft befragt. Ergebnisse: Von den 1200 befragten Wöchnerinnen haben 60% eine direkte Substitutionsempfehlung erhalten. Bei Frauen, die eine Empfehlung zur Jodidsubstitution erhalten haben, substituieren 92%. Ein höchst signifikanter Zusammenhang besteht zwischen Bildungsstand und ärztlicher Empfehlung zur Substitution. Danach wird Frauen mit niedrigem Bildungsstand die Einnahme von jodidhaltigen Präparaten in deutlich geringerem Umfang empfohlen. Unterschiede zwischen Jodid-substituieren und nicht-substituierenden Frauen bestehen hinsichtlich der Merkmale: Bildungsstand, Alter, BMI, Rauchverhalten, Kenntnisstand zum Thema Jod in Lebensmitteln. Dem gegenüber ist der bedeutendste Einflussfaktor auf die Jodidsubstitution die direkte frauenärztliche Empfehlung. Zudem ist der Informationszeitpunkt über den erhöhten Jodbedarf in der Schwangerschaft wichtig. Beide Faktoren klären in der logistischen Regression 50% der Varianz auf. Der geringere Empfehlungsumfang bei Schwangeren mit niedrigem Bildungsstand wird in eine geringere Jodid-Substitution umgesetzt: Frauen dieser Gruppe substituieren zu 41% jodidhaltige Präparate in der Schwangerschaft; in der Gesamtstichprobe liegt der Anteil bei 70%. Schlussfolgerungen: Aufgrund des erhöhten Jodbedarfs in der Schwangerschaft ergeben sich bei nicht umgesetzter Jodid-Substitution unter Umständen erhebliche Zeitspannen einer mangelhaften Jodversorgung für Mutter und Kind mit den entsprechenden gesundheitlichen Risiken. 9 von 10 Frauen nehmen bei erfolgter frauenärztlicher Empfehlung jodidhaltige Präparate während der Schwangerschaft ein. Daher kann die intensivere Beratung zur Jodidsubstitution im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge wesentlich zur Verbesserung der Jodversorgung beitragen. Dabei sind Frauen mit niedrigem Bildungsstand, aufgrund der hier festgestellten Benachteiligung, besonders zu berücksichtigen.