Gesundheitswesen 2008; 70 - A49
DOI: 10.1055/s-0028-1086274

Gesundheitsbezogene Lebensqualität russisch- und türkischsprachiger Migranten in Hannover

U Gerken 1, S Bisson 1, C Krauth 2, W Machleidt 3, R Salman 4, U Walter 1
  • 1Stiftungslehrstuhl Prävention und Rehabilitation in der System- und Versorgungsforschung, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover
  • 2Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover
  • 3Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover
  • 4Ethno-Medizinisches-Zentrum e.V., Hannover

Einleitung: Bisher liegen kaum Untersuchungen dazu vor, ob sich die subjektiv erlebte Gesundheit von Migranten von der Lebensqualität der deutschen Bevölkerung unterscheidet. Eine Ausnahme ist die KiGGS-Studie, die für Jugendliche mit Migrationshintergrund eine schlechtere Lebensqualität konstatiert als für gleichaltrige Nicht-Migranten. Das BMBF-geförderte Projekt zur „Effektivität des Zugangsweges über muttersprachliche Präventionsberater zur Optimierung des Gesundheitsverhaltens von Migranten“ geht der Frage nach, ob sich russisch- und türkischsprachige Migranten hinsichtlich ihrer Lebensqualität unterscheiden. Methoden: Aus einer zufällig gezogenen Einwohnermeldeamtsstichprobe von 30.000 Hannoveraner Bürgern wurden anhand des Onomastikverfahrens (Namensforschung) 3.909 russisch- und türkischsprachige Personen identifiziert. Davon wurden 600 zufällig gezogene Migranten zwischen 16 und 64 Jahren zwischen Januar und Juni 2007 in einem persönlichen Interview durch muttersprachliche Interviewer befragt. Der eingesetzte Fragebogen enthält größtenteils standardisierte Instrumente und wurde in einem aufwendigen Verfahren übersetzt. Zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität dient der SF-8. Für die Analysen liegen 299türkische und 300 russische Interviews zur Auswertung vor. Ergebnisse: Die im September zu präsentierenden Ergebnisse lassen Aussagen darüber zu, inwiefern sich die Lebensqualität zwischen russisch- und türkischsprachigen Migranten unterscheidet. Zum anderen wird die Lebensqualität differenziert nach verschiedenen soziodemografischen Merkmalen betrachtet. Eine weitere Analyseebene stellt der Akkulturationsgrad, gemessen an der Aufenthaltsdauer in Deutschland, den Sprachkenntnissen, dem Kontakt zur ‘deutschen' Bevölkerung und der Verbundenheit zur Herkunftskultur, dar. Nicht zuletzt wird auch der Einfluss des präventiven Verhaltens wie z.B. Tabak- und Alkoholkonsum, Ernährung oder körperliche Bewegung auf die Lebensqualität eruiert. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse liefern erstmals Hinweise auf die subjektiv erlebte Gesundheit der türkisch- und russischsprachigen Bevölkerung in Deutschland.