Gesundheitswesen 2008; 70 - A45
DOI: 10.1055/s-0028-1086270

GIS-basiertes Monitoring der Krankenhausversorgung

A Kortevoß 1, T Krafft 1, A Ziemann 1, M Reinke 1, T Tenelsen 1
  • 1Geomed Research Forschungsgesellschaft, Bad Honnef

Hintergrund: Der Wandel in der Struktur der deutschen Krankenhausversorgung verursacht bei allen Beteiligten einen erhöhten Bedarf, das Versorgungsgeschehen zu analysieren. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (SVR) hat in seinem letzten Gutachten die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Beobachtung (Monitoring) des Zugangs zur Krankenhausversorgung begründet und die Entwicklung entsprechender Instrumente angeregt. Solche Instrumente können mit der Zugrundelegung methodischer Konzepte zu „access to health care“ und der Nutzung von Geographischen Informationssystemen (GIS) umgesetzt werden. Material und Methoden: Auf der Grundlage regionaler Inanspruchnahmedaten sowie Strukturdaten der stationären Versorgung wird ein angepasstes Gravitationsmodell umgesetzt, bei dem der Angebotsumfang von stationären Ressourcen sowie die kleinräumig aufgelöste Inanspruchnahme der Vergangenheit mittels der Entfernungen zwischen den Krankenhäusern und den Patientenwohnorten miteinander in Beziehung gesetzt wird. Das Ergebnis des Gravitationsmodells ist eine Verfügbarkeitskennzahl für jede Gemeinde, die sowohl die Inanspruchnahme als auch den Angebotsumfang gewichtet. Ergebnisse: Erwartungsgemäß zeigen sowohl die kartographische Darstellung der Standortstrukturen als auch der Inanspruchnahmedaten erhebliche räumliche Unterschiede. Die Relation der regionalen Unterschiede zwischen Angebot und Inanspruchnahme werden mit der Verfügbarkeitskennzahl beschrieben. Darauf aufbauend können die z.B. Effekte des Wegfalls von Standorten simuliert werden. Dabei zeigt sich, dass je nach Fachrichtung und Lage der wegfallenden Standorte unterschiedlich große Bereiche Einbußen beim Zugang zur Versorgung hinnehmen müssen und dass einzelne Standorte für die regionale Versorgung planerisch unverzichtbar sind. Diskussion/Schlussfolgerungen: Die GIS-basierte Verknüpfung räumlicher Inanspruchnahmemuster mit Strukturdaten der Krankenhausversorgung bietet alternative Möglichkeiten der Datenanalyse. Neben der reinen Visualisierung der heterogenen Datenquellen sind räumliche Modellierungen der Versorgungssituation sowie die Simulation zukünftiger Szenarien möglich, bei der auch die Integration weiterer Daten (z.B. aus Qualitätsberichten) erfolgen könnte. GIS bieten damit die Grundlage für ein räumliches Monitoring- und Analysetool, mit dem verschiedene Aufgabenkategorien abgebildet und hypothesengeleitet bearbeitet werden können. Auf dieser Basis können qualifizierte Vorhersagen erfolgen, mit denen Planungsentscheidungen und/oder verschiedene strategische Optionen abgeleitet und abgewogen werden können.

Literatur:

[1] Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. Kooperation und Verantwortung. Voraussetzungen einer zielorientierten Gesundheitsversorgung. Gutachten 2007. Bonn: SVR, 2007