Gesundheitswesen 2008; 70 - A27
DOI: 10.1055/s-0028-1086252

Sekulärer Trend und soziale Einflussfaktoren für die Adipositas bei Erwachsenen in Deutschland: Ergebnisse von elf Befragungswellen des Gesundheitsmonitors der Bertelsmann-Stiftung im Zeitraum 2002 bis 2007

U Helmert 1
  • 1Abteilung Gesundheitsökonomie, Gesundheitspolitik und Versorgungsforschung, Zentrum für Sozialpolitk, Universität Bremen

Hintergrund: Angesichts der gegenwärtig in Deutschland ausufernden Debatte über das Vordringen der „Adipositasepidemie“ [1] wird dargestellt, im welchem Maße sich die Prävalenz der Adipositas bei Erwachsenen in Deutschland im Zeitraum 2002 bis 2007 verändert hat. Des Weiteren wird analysiert, welche sozialen Einflussfaktoren für die Entstehung von Adipositas Grad I, II und III von Bedeutung sind. Material und Methoden: Datenbasis sind die repräsentativen Befragungswellen des Gesundheitsmonitors der Bertelsmann-Stiftung (GeMo) [2] mit insgesamt 8.178Männern und 8.472 Frauen im Alter von 18–79 Jahren. Der GeMo umfasst elf Befragungswellen, die in halbjährigen Abständen vom Frühjahr 2002 bis zum Frühjahr 2007 durchgeführt wurden. Die schriftliche postalische Befragung beinhaltet unter anderem Angaben zur Körpergröße und zum Körpergewicht. Außerdem wurden verschieden soziale Merkmale und Angaben zum individuellen Gesundherhalten erfragt. Die Beteiligungsraten liegen zwischen 65 und 70%. Um die Validität der Selbstangaben zu Körpergröße und Körpergewicht zu validieren, werden Vergleiche mit der Nationalen Verzehrsstudie II [3] aus dem Jahr 2008 angestellt. Ergebnisse: Statistisch signifikante Trends für den Anstieg der Adipositasprävalenz basierend auf multiplen Regressionsanalysen werden beobachtet für den Zeitraum 2002 bis 2007 für die Adipositas Grad I-III für beide Geschlechter, für die Adipositas Grad I für Männer und für die Adipositas Grad II bei Frauen. Verschiedene soziale Merkmale und gesundheitsbezogene Verhaltensweisen müssen auf Basis der Analysen als bedeutsame Prädiktoren für die Entstehung der Adipositas angesehen werden. Schlussfolgerungen: Die Studie zeigt deutlich, dass der sekuläre Trend des Anstiegs der Adipositas in Deutschland weiter anhält, allerdings in einem moderaten Maß. Der ausgeprägte soziale Gradient der Adipositas in Deutschland unterstreicht die Notwendigkeit, erstens die allgemeinen sozialen Lebensumstände sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen nachhaltig zu verbessern, zweitens, sozialgruppenspezifische Präventionsmaßnahmen bei gleichzeitiger Evaluation zu verankern, und drittens, der zunehmenden Stigmatisierung adipöser Menschen wirksam entgegenzuwirken.

Literatur:

[1] Helmert U, Schorb F. Übergewicht und Adipositas: Fakten zur neuen deutschen Präventions-Debatte. Newsletter des Gesundheitsmonitors der Bertelsmann-Stiftung 2007; Sonderausgabe 1–7

[2] Bertelsmann-Stiftung. Feld- und Methodenbericht zum Gesundheitsmonitor der Bertelsmann-Stiftung 2007; www.gesundheitsmonitor.de

[3] Max-Rubner-Institut. Nationale Verzehrsstudie II. Ergebnisteil, Teil 1. Die Bundesweite Befragung zur Ernährung von Jugendlichen und Erwachsenen, 2008