Gesundheitswesen 2008; 70 - A10
DOI: 10.1055/s-0028-1086235

Kriterien zur Priorisierung von Maßnahmen der Integrierten Gesundheitsversorgung (IGV)

KV Stein 1, A Rieder 1, V Amelung 2
  • 1Institut für Sozialmedizin, Zentrum für Public Health, Medizinische Universität Wien
  • 2Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover

Einleitung/Hintergrund: Ausgangspunkt war ein Projekt, welches im Rahmen einer Kooperation des Institutes für Sozialmedizin der Medizinischen Universität Wien mit dem Competence Center für Integrierte Versorgung der österreichischen Sozialversicherung durchgeführt wurde. Ziel dieses Projektes war es, Krankheitsbilder zu identifizieren und zu priorisieren, welche sich für Integrierte Versorgungsmodelle eignen. Da es für dieses Unterfangen keine Referenzen gab, wurde im Zuge der Methodenentwicklung für das Projekt ein Konzept zur Priorisierung von Maßnahmen der Integrierten Gesundheitsversorgung formuliert. Material und Methoden: In einem ersten Schritt wurden Voraussetzungen und Erfolgskriterien für Integrierte Versorgungsmodelle identifiziert und in Clustern zusammengefasst. Mittels umfassender Literaturrecherche und Analyse der Parameter bereits vorhandener IV-Projekte wurden diese sodann auf ihre Praxisrelevanz überprüft, adaptiert und geeignete Messgrößen identifiziert. Ergebnisse: Die identifizierten sechs Kriterien-Cluster bilden einen Rahmen zur Vorab-Analyse und Priorisierung von Initiativen der Integrierten Versorgung. Dieser soll den Entscheidungsfindungsprozess zur Auswahl möglicher IV-Projekte und Modelle unterstützen, ihn transparent und transponierbar gestalten. So wird die Identifizierung von Erfolgskriterien Integrierte Versorgung ermöglicht und die Vergleichbarkeit verschiedener IV-Projekte erhöht. Die Ergebnisse dieser Konzeptentwicklung wurden in die Praxis transferiert und stellten die Grundlage für einen Entscheidungsprozess zur Auswahl eines der priorisierten Krankheitsbilder innerhalb der österreichischen Sozialversicherung dar, für welches nunmehr ein IV-Modell entwickelt werden soll. Auf diese Weise konnten Erfahrungen zur praktischen Nutzung der generierten Ergebnisse erzielt werden. Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Integrierte Versorgung stellt ein äußerst flexibles und anpassungsfähiges Modell dar, dass in jedem Gesundheitswesen Anwendung finden kann. Seine Stärke liegt im holistischen Ansatz, sowohl in medizinischer als auch in organisationaler Hinsicht. Doch obwohl es viele Voraussetzungen und Kriterien für Integrierte Versorgunsmodelle gibt, existiert bis dato kein Rahmen, welcher eine generalisierte, klar strukturierte Identifizierung geeigneter IV-Ansätze ermöglichen würde. Weiter besteht ein dringender Bedarf an quantifizierbaren Indikatoren zur Evaluierung Integrierter Versorgung. Das vorgeschlagene Modell soll als Basis zur weiteren methodologischen Entwicklung auf diesem Gebiet dienen.