Ultraschall Med 2008; 29 - V101
DOI: 10.1055/s-0028-1085835

Arterien im partiell rekanalisierten Gerinnungsthrombus nach Beinvenenthrombose – nicht nur Tumorthromben sind arteriell perfundiert

M Seeger 1
  • 1Unversitätsklinik Schleswig-Holstein, Campus Kiel DE

Ziel: Der Nachweis von arteriellen Gefäßen in Thromben gilt als wichtiges Zeichen für einen vitalen Tumorthrombus. Bisher ist umstritten, dass sich auch in Gerinnungsthromben im Zusammenhang mit der Thrombusorganisatation größere arterielle Gefäße bilden können. Durch eine systematische Untersuchung von Patienten mit partiell organisierten Beinvenenthrombosen sollte die Häufigkeit und die Charakteristika von Arterien in Gerinnungsthromben beschrieben werden.

Patienten und Methode: Bei 40 Patienten mit partiell rekanalisierter Thrombose der Becken- und Beinstrombahn wurde der Restthrombus auf arterielle Gefäße untersucht. Dazu wurde der Restthrombus im Grauwertbild, im Farbduplex, im B-Flow, im Color B-Flow und im Spektraldoppler dargestellt. Die Untersuchungen wurden mit einer Logiq 7 von GE durchgeführt.

Ergebnis: Bei 3 von 40 Patienten konnten langstreckig verlaufende arterielle Gefäße in den partiell rekanalisierten Oberschenkelvenen dargestellt werden. In allen drei Fällen war die Flussrichtung dieser Arterien der Flussrichtung in den großen Beinarterien entgegengesetzt. Die RI-Werte lagen zwischen 0,28 und 0,66. In einem Fall endeten die Thrombusarterien direkt in der V. femoralis unter Ausbildung mehrerer AV-Shunts. Klinisch lag in diesem Fall ein postthrombotisches Syndrom vor. In allen drei Fällen war morphologisch ein typischer partiell rekanalisierter Thrombus ohne Tumorzeichen darstellbar. So war der Durchmesser der rekanalisierten Vene kleiner als der der begleitenden Arterie, ein von außen infiltrierender Tumor lag in keinem der Fälle vor. In den regionalen Lymphknotenstationen waren keine pathologischen Lymphknoten nachweisbar.

Schlussfolgerung: In Gerinnungsthromben der Beinstrombahn können viel häufiger als erwartet arterielle Gefäße dargestellt werden. Diese Arterien können so kräftig ausgebildet sein, dass ein vitaler Tumorthrombus vorgetäuscht wird. Wie in einem Tumorthrombus können AV-Shunts auftreten. Eine Differenzierung ist nur über den Ausschluss anderer Tumormerkmale wie raumforderndes und infiltratives Wachstum möglich. Die Ausbildung von AV-Shunts im Rahmen der Thrombusorganisation kann den Schweregrad eines postthrombotischen Syndroms verstärken. Der Zusammenhang aus AV-Shunts und Schwergrad des postthrombotischen Syndroms muss in weiteren Studien untersucht werden.

Keywords: Gerinnungsthrombus, Tumorthrombus, Beinvenenthrombose, Thrombusorganisation, postthrombotisches Syndrom, B-Flow, Rekanalisation, vasa vasorum.