Ultraschall Med 2008; 29 - V97
DOI: 10.1055/s-0028-1085831

Ultraschallscreening im 3. Trimenon – welche Fehlbildungen können noch zusätzlich entdeckt werden

G Manegold 1, H Struben 1, A Kang 1, E Visca 1, C Voekt 1, S Tercanli 1, W Holzgreve 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Basel, CH Basel

Einführung: Im Rahmen der Schwangerenvorsorge sind in der Schweiz 2 Screening-Ultraschalluntersuchungen vorgesehen. Ein Grossteil fetaler Anomalien kann bereits in diesen beiden Zeitfenstern diagnostiziert werden. Der Manifestationszeitpunkt für einige andere fetalen Fehlbildungen liegt dagegen im 3. Trimenon. Dieser ist abhängig von der Art der Erkrankung bzw. deren Genese. Aus diesem Grund erscheint aus geburtshilflicher Sicht ein weiterer Screening-Ultraschall im 3. Trimenon (30–32 Schwangerschaftswochen (SSW)) sinnvoll. Der Nutzen dieser Untersuchung ist jedoch umstritten.

Ziel dieser Studie war es die Detektionsrate von Fehlbildungen im 3. Trimenon zu analysieren, wenn sowohl die erste als auch die zweite Ultraschalluntersuchung an einem spezialisierten Perinatalzentrum durchgeführt wurden. Die Rate an verpassten Fehlbildungen sollte minimiert werden und der mögliche Nutzen einer solchen Untersuchung sollte objektiviert werden.

Material und Methoden: Bei 7993 Feten erfolgte die Ultraschalluntersuchung zwischen 11–14 SSW. Davon erhielten 5123 Feten einen Fehlbildungsultraschall zwischen 18–24 SSW und einen weiteren Ultraschall zwischen 28–32 SSW. Zusätzlich zur Nackentransparenz-Messung mit 11–14 SSW wurde bei allen Untersuchungen eine detaillierte sonografische Untersuchung der fetalen Anatomie durchgeführt.

Ergebnisse: Die Inzidenz für fetale Fehlbildungen lag insgesamt bei 3,5% (n=280). 75% (209/280) von diesen wurden im 1. und 2. Trimenon diagnostiziert. 43 zusätzliche Fehlbildungen traten erst im 3. Trimenon-US in Erscheinung (15%). Dies waren insbesondere Fehlbildungen des Urogenitaltrakts. Des Weiteren fanden sich aber auch Fehlbildungen des zentralen Nervensystems, des Herzens, des gastrointestinalen Systems und des Skelettsystems. Insgesamt betrug die Entdeckungsrate für fetale Malformationen durch den pränatalen Ultraschall 90% (252/280).

Schlussfolgerung:

Etwa 15% der strukturellen Fehlbildungen können erst im 3. Trimenon detektiert werden. Es handelt sich hierbei häufig um Störungen des urogenitalen Systems, die auch einer gezielten Intervention prae-, peri- oder postpartal bedürfen. In Kenntnis eines solchen Befundes lassen sich Empfehlungen für die Geburt ableiten- z.B. kann eine Empfehlung zur Entbindung an einem Perinatalzentrum empfohlen werden oder eine postpartale Therapie erforderlich sein. Die Einführung eines Screenings im 3. Trimenon erscheint sinnvoll, da es sich insbesondere um Erkrankungen mit Spätmanifestation handelt und die Kenntnis des pränatalen Befundes unmittelbare Konsequenzen in der Betreuung nach sich ziehen kann.