Ultraschall Med 2008; 29 - V75
DOI: 10.1055/s-0028-1085809

Abortrate und deren Zeitpunkt nach invasiver Diagnostik

S Hottner 1, A Böhringer 1, C Lattrich 1, O Ortmann 1, U Gembruch 2, U Germer 1
  • 1Zentrum für Pränatalmedizin, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Regensburg
  • 2Klinik für Geburtshilfe und Pränatale Medizin, Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde am Universitätsklinikum Bonn

Ziel: Untersucht wurde die Abortrate nach Chorionzottenbiopsie (CVS) und Amniocentese (AC), sowie der Zeitpunkt des Abortes.

Patienten und Methode: Einlingsschwangerschaften, die im Jahre 1993 bis 2002 an einem tertiären Zentrum für Ultraschalldiagnostik in der 10. -12. SSW eine CVS oder in der 14.–17. SSW eine AC zur Karyotypisierung erhielten, wurden retrospektiv in die Studie eingeschlossen. Untersucht wurde die Abortrate nach CVS bzw. AC, sowie das Zeitintervall zwischen invasiver Diagnostik und Diagnose des Abortes. Als Kontrollgruppe dienten 589 sonografisch unauffällige Einlingsschwangerschaften in der 10. -12. SSW und 871 Schwangerschaften, die in der 14.–17. SSW im gleichen Zentrum lediglich eine weiterführende Ultraschalluntersuchung erhielten.

Ergebnisse: Bei 9 von 1350 Patientinnen trat nach CVS ein Abort auf (0,67%). Das mittlere Intervall bis zur Diagnose des Abortes betrug 12,5±16,8 Tage (Range: 1–51 Tage). In der Kontrollgruppe lag die Abortrate bei 2,0% (12 von 598 Einlingsschwangerschaften), wobei der Median des Zeitintervalls bis zur Diagnose bei 59 Tagen lag. Nur 8,3% der Aborte traten in den ersten beiden Wochen nach der Ultraschalluntersuchung auf.

Nach Durchführung einer AC kam es bei 22 von 4639 Patientinnen (0,5%) zu einem Abort. Hier wurde der Abort durchschnittlich nach 33,5±16,5 Tagen (Range: 1–53 Tage) diagnostiziert. Die Abortrate in der Kontrollgruppe lag mit 11 von 871 Patientinnen bei 1,3%, mit einem medianen Zeitintervall von 29 Tagen bis zur Diagnose des Abortes, wobei 36,4% der Aborte innerhalb von 2 Wochen nach Ultraschalluntersuchung erfolgte.

Schlussfolgerung: Die Abortraten nach CVS und AC waren gleich. Die vergleichsweise höheren Abortraten in den Kontrollkollektiven sind am ehesten auf eine Selektion von Risikoschwangeren nach vorausgehendem Abort, Blutungen oder Stoffwechselstörungen zurückzuführen, die zur weiterführenden Diagnostik an das Zentrum überwiesen wurden. Die lange Latenzzeit zwischen Punktion und Diagnose des Aborts deckt sich mit in den wenigen Daten aus der Literatur zum Zeitpunkt der Abortrate nach invasiver Diagnostik.

Keywords: Abortrate nach invasiver Diagnostik, Zeitintervall zwischen invasiver Diagnostik und Abort