Ultraschall Med 2008; 29 - V22
DOI: 10.1055/s-0028-1085756

Evaluation der klinischen Wertigkeit des Taschenformat-Ultraschallgeräts „Acuson P10“ im Vergleich zum High-End-Gerät beim bettseitigen Routine-Ultraschall

K Stock 1, B Klein 1, S Wagenpfeil 2, RM Schmid 1, U Heemann 3, T Zilker 4, C Lersch 1
  • 1II. Medizinische Klinik, Klinikum rechts der Isar der TU München
  • 2Institut für Medizinische Statistik und Epidemiologie (IMSE) der TU München
  • 3Nephrologische Abteilung, II. Medizinische Klinik, Klinikum rechts der Isar der TU München
  • 4Toxikologische Abteilung, Klinikum rechts der Isar der TU München

Ziel: Portable Ultraschallgeräte sind seit einigen Jahren auf dem Markt, über ihre Wertigkeit für den klinischen Ultraschall existieren bereits etliche Studien. Erstmals ist jetzt auch ein Ultraschallgerät im Taschenformat erhältlich. Wir untersuchten Zeitersparnis und klinische Genauigkeit des neuen Miniatur-Ultraschallgeräts „Acuson P10“ im Vergleich zu konventionellen High-End-Geräten, um Erfahrungen für sinnvolle, rationale Einsatzgebiete des neuen Gerätes in der Inneren Medizin zu erhalten.

Patienten und Methode: Bei 28 Patienten aus dem stationären Krankengut einer internistischen Universitätsklinik wurden anhand eines standardisierten Untersuchungsprotokolls (Abdomen, Pleura und Perikard) Ultraschalluntersuchungen von zwei unabhängigen, erfahrenen Untersuchern verblindet durchgeführt. Hierbei erfolgte durch den ersten Arzt zunächst die Untersuchung mit dem Taschenultraschallgerät „Acuson P10“, dann im Anschluss mit dem High-End-Gerät „Siemens Sonoline Antares“. Beide Untersuchungen erfolgten bettseitig auf Station. Der Befund wurde jeweils auf einem standardisierten Erhebungsbogen (Organgrößen, klinisch relevante pathologische Befunde) dokumentiert, die Untersuchungszeiten für den gesamten Untersuchungsgang mit einer Stoppuhr durch einen Assistenten erhoben. Die Ultraschallbilder wurden auf beiden Geräten während der Untersuchung digital gespeichert.

Durch einen weiteren Arzt (DEGUM Stufe III) erfolgte in Unkenntnis der Voruntersuchungen eine zweite Untersuchung des Patienten am High-End-Gerät (Siemens-Acuson Sequoia) in der Ultraschallabteilung im Rahmen des sonografischen Routineprogramms mit schriftlicher Befunddokumentation.

Die quantitativen Vergleiche erfolgten mit dem t-Test für zwei abhängige Stichproben. Alle p-Werte sind zweiseitig und auf ein lokales Signifikanzniveau von 0.05 bezogen. Die Auswertung erfolgte mit SPSS Version 15.0, das Datenmanagement mit Excel 2003.

Ergebnisse: Die Untersuchungszeit für den standardisierten Untersuchungsbogen betrug mit dem Acuson P10 25,1(±5) Minuten und war damit signifikant kürzer als mit dem High-End Gerät Sonoline Antares 29,5 (±4) Minuten (p<10-5). Die Lebergrößen wurden mit dem Ultraschallgerät P10 signifikant kleiner (14,9±1,9cm) gemessen als mit dem High-End-Gerät (16,8±2,9cm, p<10-4). Dies galt auch für die Milzgröße (10,8±1,9cm bei P10 versus 11,2±2,1cm beim High-End-Gerät, p=0,008) und für die Nierengröße (P10: 9,8±2,2cm versus 10,4±1,5cm beim High-End-Gerät, p<10-5).

Eine ausgeprägte intrahepatische Cholestase lag bei drei Patienten des Kollektivs vor und wurde mit dem P10 in allen Fällen richtig erkannt. Für die Messung der DHC-Weite bestanden keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen dem P10 und dem High-End-Gerät (4,7±1,4mm versus 4,8±1,4mm). Für die Gallensteindetektion lieferte das P10 eine Sensitivität von 57 Prozent sowie eine Spezifität von 100 Prozent im Vergleich zum High-End-Gerät.

Die Lebervenenstauung bei einem Patienten wurde mit dem P10 richtig erkannt.

Für die Leberherd-Detektion erzielte das P10 eine Sensitivität von 45% bei einer Spezifität von 100 Prozent im Vergleich zum High-End-Gerät. Leberverfettungen und schwere Leberparenchymschäden wurden vom P10 mit guter Genauigkeit erkannt (Korrelationskoeffizent 0,94 zum High-End-Gerät). Für die Aorta ergaben sich mit dem P10 keine klinisch relevanten Unterschiede der Lumenweite im Vergleich zum High-End-Gerät (1,6±0,3cm versus 1,7±0,3cm). Für die V. cava ergab sich formal ein statistisch signifikanter Unterschied (1,7±0,4cm vs. 1,9±0,5cm, p=0,01), der jedoch klinisch nicht bedeutsam ist.

Eine Hydronephrose (n=1) detektierte das P10 ebenfalls richtig. Für die Detektion von Aszites lag die Sensitivität mit dem P10 bei 80 Prozent, die Spezifität betrug 100 Prozent. Für Pleuraergüsse hatte das P10 eine Sensitivität von 62 Prozent und eine Spezifität von 89 Prozent.

Schlussfolgerung:

Mit dem Taschenultraschallgerät P10 sind kürzere Untersuchungszeiten als mit dem konventionellen High-End-Gerät möglich. Besonders die kurze Bootzeit und der schnelle Auf- und Abbau sind hierbei von besonderer Bedeutung. Das P10 war gut zur Lokalisation von Aszites, begrenzt zur Diagnostik von Pleura- oder Perikardergüssen geeignet. Ausgeprägte intrahepatische Cholestase wurde mit dem Gerät meist gut diagnostiziert, wie auch die DHC-Weite. Für die Gallensteindetektion war das Gerät in unserem Kollektiv nur begrenzt von Nutzen. Hydronephrosen können erkannt werden, waren in unserem Kollektiv jedoch nur bei einem Patienten vertreten. Die Größenmessungen von Organen fallen – wohl bedingt durch das kleine Schallfeld des P10– signifikant kleiner aus als beim High-End-Gerät, was die Diagnosestellung einer geringen Hepato- oder Splenomegalie erschweren kann.

Die Aorta und Vena cava konnten mit dem P10 in der Regel gut dargestellt werden.

Keywords: Portable Ultraschallgeräte – Acuson P10– Untersuchungszeit – Diagnostik