Ultraschall Med 2008; 29 - V16
DOI: 10.1055/s-0028-1085750

Dünndarmdivertikel mit Enterolithen und ungewöhnliche klinische Manifestationen

J Deuerling 1, K Dirks 2, O Ponsel 3, M Vieth 4, S Mühldorfer 1
  • 1Med. Klinik I Gastroenterologie – Klinikum Bayreuth GmbH, DE Bayreuth
  • 2Innere Medizin – Krankenhaus Bad Cannstadt, DE Bad Cannstadt
  • 3Allgemeinchirurgie – Klinikum Bayreuth GmbH, DE Bayreuth
  • 4Pathologie – Klinikum Bayreuth GmbH, DE Bayreuth

Ziel: Es werden zwei sonografisch diagnostizierte Kasuistiken von Pat. mit Dünndarmdivertikeln und außergewöhnlicher klinischer Manifestation vorgestellt. Neben sonografischen Differentialdiagnosen diverser „Enterolithen“ wird anschließend eine Literaturübersicht über Dünndarmdivertikel, Enterolithen und ihren klinischen Manifestationen gegeben.

Patienten:

1.) 77j. Mann mit rezidivierendem Erbrechen, Blähungen, diffusen Bauchschmerzen und dem Bild eines mittleren mechanischen Dünndarmileus. Bei der Suche nach einem Hinderniss stellt sich ein Fremdkörperschatten im Dünndarmlumen dar, daneben mehrere flüssigkeitsgefüllte Dünndarmdivertikel, die Gallenblase zeigte ein kleines Konkrement ohne Entzündungszeichen oder Luft im Lumen. Im CT-Abdomen ebenfalls Nachweis eines Ileusbildes im distalen Jejunumbereich und Nachweis mehrerer großer Duodenal- und Dünndarmdivertikel, aber kein röntgen-dichter Fremdkörper. Intraoperativ wurde bei tastbarem intraluminalem „Fremdkörper“ und mehreren sichtbaren Dünndarmdivertikel im dilatierten Dünndarmabschnitt dann eine Jejunumteilresektion in diesem Bereich vorgenommen. Die Präparataufarbeitung ergab einen ca. 5cm großen, gelb-grünen „Enterolithen“ mit Druckulkus der Darmschleimhaut, Wandphlegmone und lokal eitrig-fibrinöser Peritonitis. Der „Stein“ wurde aus einem der großen Dünndarmdivertikel geboren und führte zum mechanischem Ileusbild.

2.) 44j. Mann mit akut aufgetreten diffuse Bauchschmerzen und Erbrechen. In der Abdomensonongrafie das Bild einer Dünndarmdivertikultis mit Steinschatten im rechten Oberbauch kraniomedial der rechten Niere an der Gallenblase gelegen. Zum Ausschluss einer gedeckten Duodenalulcusperforation wurde eine endoskopische Untersuchung des oberen GI-Traktes durchgeführt. Die ergänzend durchgeführte CT-Untersuchung erhob den Verdacht einer perforierten Appendizitis. Bei zunehmenden Beschwerden des Patienten wird eine Notfallaparatomie vorgenommen, hierbei konnte lediglich etwas etwas gelblich-trübe Flüssigkeit im linken Oberbauch mit Fibrinauflagerungen auf der Gallenblase und dem Mesenterium der rechten Kolonflexur dargestellt werden, desweiteren eine unauffälliger Appendix. Im weiteren Verlauf wurde, bei inzwischen abklingenden Entzündungswerten, sonografisch weiterhin ein „Enterolith“ und das Bild einer Dünndarmdivertikultis gesehen, sodass auf Wunsch des Chirurgen zur Klärung bzw. Ausschluss eines perforierten Duodenaldivertikels nochmalig eine „tiefe ÖGD“ erfolgte; auch diese lediglich mit dem Bild eines abgeheiltem Ulcus duodeni. Die dann erfolgte Laparotomie ergab schließlich ein hochgezogenes verbackenes Ileum mit Meckel-Divertikel, welches chirurgisch abgetragen wird. In der histologischen Aufarbeitung die Diagnose: Meckel-Divertikel mit 1,3cm großem intraluminalem Konkrement, ausgeprägte akute ulcerophlegmonöse Entzündung und fibrinös-hämorrhagische Begleitperitonitis.

Schlussfolgerung: Bei einem (mechanischem) Ileusbild sollte auch immer die sonografische Suche nach der Ursache erfolgen.

Das sonografischen Bild eines Enterolithen führt zu diversen Differentialdiagnosen: Appendikolith, verlorener Appendikolith, Koprolith, Bezoar, Gallensteinileus, verlorener Gallenstein, Fremdkörper. An diese sollte bei entsprechendem Bild gedacht werden.

Keywords: Dünndarmdivertikel, Enterolith, Ileus, Divertikulitis, Meckel