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DOI: 10.1055/s-0028-1085740
Charakterisierung von polypoiden Galleblasenveränderungen mittels Kontrastmittel-Ultraschall bei 40 Patienten
Ziel: Polypoide Gallenblasenveränderungen wie große Polypen (>10mm), Größenprogedienz von Polypen, eine Adenomyomatose oder polypoide Wandverdickungen stellen ein Risiko für die Entwicklung von Gallenblasencarcinomen dar und werden daher als Indikation zur Cholezystektomie angesehen. Bislang liegen nur wenig Ergebnisse zum Screening auf Gallenblasencarcinome bei solchen Risikopatienten vor. Zur besseren Charakterisierung suspekter Gallenblasenveränderungen haben wir die low-MI-Kontrastmittel-Sonografie im Rahmen einer Querschnittsuntersuchung eingesetzt.
Patienten und Methode: Vierzig Patienten (Alter 57±12 Jahre) mit polypoiden Gallenblasenveränderungen wurden mittels 2×2,4ml SonoVue® i.v. im low-MI-Modus (MI <0,1 bei Siemens Antares® oder Toshiba Aplio®) untersucht. Die Indikation zur KM-Sonografie waren Gallenblasenpolypen bei 19 Patienten (im Mittel 3±2 Polypen von 9±4mm Größe), eine Adenomyomatose (n=7 Patienten) oder polypoide Gallenblasenwandveränderungen (n=14 Patienten; Wanddicke 8±4mm). Zusätzlich fand sich nativsonografisch eine Cholezystolithiasis in 7 Fällen (18%).
Ergebnisse: Die Kontrastmittelaufnahme der polypoiden Veränderungen begann in 31/40 Fällen arteriell (78%), während bei 5 Patienten (13%) erst in der portalvenösen Phase eine KM-Anflutung erkennbar war. Bei 4 Patienten (10%) war keine KM-Vaskularisation erkennbar. Eine KM-Entspeicherung trat bei 29 Patienten (73%) im Mittel nach 143±82 Sekunden auf. Die KM-Sonografie führte in 15/40 Fällen (38%) zur Änderung der Diagnose, davon 6 Patienten, bei denen sich die Wandveränderungen als Lithiasis (n=4), Duodenalwandzipfel (n=1) oder Wandkollateralen (n=1) herausstellte. Darüberhinaus wurden eine Adenomyomatose sowie eine chronische Cholezystitis neu diagnostiziert. Bei 7 Patienten (18%) wurde erst durch die KM-Untersuchung der Verdacht auf ein Gallenblasencarcinom gestellt, zusätzlich zu 2 Patienten, bei denen dieser Verdacht schon nativsonografisch bestand. Von diesen 9 Patienten sind inzwischen 7 operiert (1 Fall inoperabel, 1 Patient auf OP wartend), wobei sich in 4/7 Fällen das Carcinom bestätige (in 3 neu diagnostizierten Fällen T2N0M0-Stadium, ein nativsonografisch erkennbarer Tumor war im Stadium T3N0M0). Eine PSC wiesen 2 dieser 4 Patienten mit bestätigtem Gallenblasencarcinom auf, ebenso 2/4 eine Adenomyomatose. Bei 3 dieser 4 Patienten war KM-sonografisch keine klare Abgrenzbarkeit zur Leber vorhanden. Bei den übrigen 3 operierten Patienten wurde aus dem OP-Präparat eine chronische Cholezystitis diagnostiziert.
Schlussfolgerung: Die Kontrastmittel-Sonografie scheint eine vielversprechende Methode zur besseren Charakterisierung von polypoiden Gallenblasenveränderungen zu sein. Dabei sind benigne Gallenblasenpolypen typischerweise arteriell vaskularisiert und gut abgrenzbar. Es wurden mehrere Gallenblasencarcinome im morphologischen Frühstadium diagnostiziert. Die von Numata et al (J Ultrasound Med 2007) beschriebene Gefäßtypisierung der polypoiden Gallenblasentumoren konnten wir nicht nachvollziehen. Nach unseren Daten sind Wandveränderungen bei unscharfer Begrenzung zur Leber hochsuspekt. Patienten mit PSC und/oder mit Adenomyomatose sollten als Hochrisikogruppe besondere Beobachtung erfahren.
Keywords: Kontrastmittel-Sonografie, low-MI-Modus, Gallenblasenpolypen, Adenomyomatose, Gallenblasencarcinom, Cholezystitis, Cholezystolithiasis, PSC, Cholezystektomie