Ultraschall Med 2008; 29 - V5
DOI: 10.1055/s-0028-1085739

B-Bild- und kontrastverstärkte Sonografie bei Leberadenomen mit computergestützter Vaskularisationsanalyse in Korrelation zur Pathologie

K Stock 1, C Stern 1, J Slotta-Huspina 2, K Holzapfel 3, RM Schmid 1, C Lersch 1
  • 1II. Medizinische Klinik, Klinikum rechts der Isar der TU München
  • 2Pathologisches Institut der TU München
  • 3Radiologisches Institut, Klinikum rechts der Isar der TU München

Ziel: Adenome sind in der Gruppe der gutartigen Lebertumoren eher selten. Die Abgrenzung von anderen gutartigen Leberläsionen – gerade von der fokal nodulären Hyperplasie Typ II – kann schwierig sein, zumal das sonografische Bild von Adenomen oft heterogen ist. Wir untersuchten im Kollektiv unserer Ultraschallsprechstunde prospektiv die Charakteristika von Leberadenomen im konventionellen und kontrastverstärkten Ultraschall – auch mit computergestützter Vaskularisationsanalyse – und verglichen diese mit den entsprechenden pathologischen Befunden.

Patienten und Methode: Bei drei Patientinnen stellten sich mit einem zunächst unklaren Leberherd in unserer Ultraschallsprechstunde vor. In allen Fällen war bereits extern ein MRT und ein Oberbauchsonogramm mit oft nicht richtungsweisenden Diagnosen durchgeführt worden.

Die Untersuchung erfolgte an einem Siemens-Acuson Sequoia 512 im B-Bild und mit farbkodierter Duplexsonografie. Im Anschluss injizierten wir über einen venösen Zugang fraktioniert 4,8ml Ultraschall-Kontrastmittel (Sonovue, Bracco Imaging, Mailand) und untersuchten im CPS-Modus. Die Untersuchung der Läsionen erfolgte in Frühphase, Portaler Phase und Spätphase. Anschließend wurden die im DICOM-Format archivierten Daten an einer externen Workstation mit dem Programm „Sonoliver“ (Bracco/Tomtec) nach den dynamischen Gefäßmustern („dynamic vascular pattern“) sowie quantitativen Parametern ausgewertet. Alle drei Patientinnen wurden nach Vorstellung im interdisziplinären Tumorboard einer Operation zugeführt, so dass ein Vergleich mit den pathologischen Präparaten möglich war.

Ergebnisse: Die Patientinnen waren im Alter von 28, 31 und 38 Jahren. Alle drei Patientinnen hatten langjährig Kontrazeptiva verwendet. Die Erstdiagnose des Leberherdes war in zwei Fällen durch den Hausarzt, in einem Fall als Zufallsbefund während eines Krankenhausaufenthaltes gestellt worden. Der Body-Mass-Index der Patientinnen betrug 23, 29 und 33. Die Größe der Leberadenome variierte von 3,1–11,6cm. Bei einer Patientin trat das Leberadenom singulär auf, bei einer anderen zeigten sich eine fokal-noduläre Hyperplasie und ein Leberadenom, bei der dritten Patientin bestanden ein großes Leberadenom sowie multiple kleine weitere Adenome. Im B-Bild-Ultraschall imponierten die Adenome gemischtechogen, jedoch prädominant echoreich. In der FKDS präsentierten sich die Leberherde meist als gut vaskularisiert mit zum Teil geschlängelten Gefäßmustern intraläsional. Im Kontrastmittelultraschall zeigten die Läsionen aller drei Patientinnen ein rasches diffuses Anflutungsverhalten in der Frühphase, meist von peripher nach zentral.

In der portalen Phase waren die Läsionen meist isoechogen zum übrigen Lebergewebe, während in der Spätphase bei allen Läsionen ein geringes partielles Auswaschen zu beobachten war. Mit dem „Dynamic Vascular Pattern“ konnte dieser Effekt gut gezeigt werden, die „Time to Peak“-Zeiten der Leberadenome lagen bei 9–17 Sekunden und damit immer deutlich vor den „Time to Peak“-Zeiten des umgebenden Lebergewebes

(16–25 Sekunden).

Aufgrund der Läsionsgröße und der Lage der Adenome wurde vom interdiziplinären Tumorboard unseres Klinikums in allen Fällen ein operatives Vorgehen vorgeschlagen. Die pathologischen Befunde der resezierten Adenome korrelierten sehr gut mit den Kontrastmittel-sonografischen Resultaten.

Schlussfolgerung: Im kontrastverstärkten Ultraschall imponieren Leberadenome in unserer Fallserie als deutlich hypervaskulariert in der Frühphase, zeigen Isoechogenität in der Portalen Phase und ein partielles Auswaschen in der Spätphase. Das Verfahren eignet sich deshalb sehr gut zur nicht-invasiven Charakterisierung von adenomverdächtigen Leberherden. Bei diagnostischer Unsicherheit stehen mit der Quantifizierung und dem „Dynamic Vascular Pattern“ weitere Hilfsmittel zur Verfügung, die gerade das Anflutungsverhalten und das dezente Auswaschverhalten bei den Adenomen noch besser als bei der konventionell-visuellen Auswertung am Ultraschallgerät aufzeigen können.

Keywords: Kontrastverstärkter Ultraschall – CEUS – Adenome – Quantifizierung