Dtsch Med Wochenschr 2008; 133: S99
DOI: 10.1055/s-0028-1082801
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Basalinsuline in der Diskussion – klinische und gesundheitsökonomische Aspekte

Basal insulin in discussion – clinical and health economics aspectsM. Middeke
Further Information

Publication History

Publication Date:
06 August 2008 (online)

Die Beiträge dieses Supplementes sind das Ergebnis eines Workshops vom 18. Januar 2008 in Stuttgart. Ziel des Workshops war es, sowohl klinische Daten als auch gesundheitsökonomische Aspekte der Insulintherapie zu diskutieren. Angesichts der epidemiologischen Daten zum Diabetes Typ 2 mit zunehmender Inzidenz und Prävalenz treten die ökonomischen Aspekte immer stärker in den Vordergrund. Wachsende Gesundheitsausgaben für die großen Volkskrankheiten aufgrund der demographischen und epidemiologischen Entwicklung werden oft als Übel angesehen. Das trifft sicher zu für unnötige Kosten, überflüssige Diagnostik, ineffiziente Therapien oder Pharmaka und andere Formen der Verschwendung. Andererseits ist die Nachfrage nach Therapieoptionen, die nicht nur lebensverlängernd wirken, sondern insbesondere auch die Lebensqualität verbessern bzw. nicht beeinträchtigen, ein zu berücksichtigender Faktor, der höhere Kosten zum Beispiel für die Krankenkassen durchaus auch begründen kann.

Die Lebensqualität des Patienten spielt im Zusammenhang mit der Insulintherapie eine sehr große Rolle. Wie immer die Therapieziele beim Typ-2-Diabetes in Zukunft definiert sein mögen, ohne Insulin sind diese auf absehbare Zeit nicht erreichbar. Hat sich der Patient nach entsprechender Aufklärung und Instruktion durch seinen behandelnden Arzt überzeugen lassen und für den Schritt zur Insulintherapie entschieden, müssen die Ängste des Patienten, die mit der Therapie verbunden sind, vom Therapieteam proaktiv behandelt werden.

Die Angst vor gefährlichen Hypoglykämien, die zur Handlungsunfähigkeit führen kann, sitzt bei den Patienten besonders tief. Der Grad zwischen normnaher Stoffwechseleinstellung und dem Risiko einer Hypoglykämie kann sehr schmal sein. Die Hypoglykämie ist die wichtigste Komplikation einer Insulintherapie. Daher sind die Wahl des Insulins und die Schulung des Diabetikers von großer Bedeutung. Eine intensive Insulintherapie muss nicht automatisch häufiger zu hypoglykämischen Episoden führen. Die Anzahl und Schwere von Hypoglykämien, insbesondere der gefährlichen nächtlichen Hypoglykämien, sind mit der Gabe von Insulin glargin signifikant geringer. Eine adäquate Schulung des Patienten kann zudem das Risiko einer Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörung verringern. Damit sind wichtige Aspekte für eine dauerhafte Optimierung der Stoffwechseleinstellung bei Typ-2-Diabetes berücksichtigt.

Die Betrachtung von Therapeutika am Beispiel der Insulinanaloga zeigt, dass die Diskussion um Nutzen und Gegenwert bisher zu einseitig geführt wird. Patienten-relevante Endpunkte müssen unter ärztlichen und klinischen Aspekten definiert werden.

Die Beiträge in diesem Supplement werden die Diskussion um die Auswahl des geeigneten Basalinsulins bereichern, insbesondere da in den Beiträgen nicht nur die verschiedenen Insulintherapien getrennt nach Kosten und Nutzen beurteilt werden, sondern die Kosteneffektivität, also eine Optimierung des Verhältnisses aus Gesamtkosten und medizinischem Ergebnis, im Mittelpunkt stehen.

Denn erst bei dem Vergleich der Gesamtkosten einer neuen Therapie und einer etablierten Therapie zeigt sich die Wirtschaftlichkeit. Wenn die Kosten vergleichbar sind, dann kann anhand des medizinischen Vorteils die Auswahl der Therapie bestimmt werden.

Anders formuliert könnte man auch fragen: Wie teuer darf sparen am falschen Ort sein?

Prof. Dr. Martin Middeke

Hypertoniezentrum München

Dienerstraße 12

80331 München

Phone: 089/3610-3947

Fax: 089/3610-4026

Email: info@blutdruckinstitut.de