Z Geburtshilfe Neonatol
DOI: 10.1055/a-2550-6215
Übersicht

Ist die Struktur der perinatalmedizinischen Versorgung in Deutschland für die im europäischen Vergleich nicht optimalen, sondern nur durchschnittlichen Ergebnisse bezüglich der Säuglings- und der mütterlichen Sterblichkeit und sowie der Frühgeborenenraten verantwortlich?

Is the structure of perinatal care in Germany responsible for the less-than-optimal, merely average results in European comparison regarding rates for both infant and maternal mortality as well as rates of premature birth?
Rainer Rossi
1   Ehemals (bis 10/2022) Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Vivantes Klinikum Neukölln, Berlin, Germany
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Zusammenfassung

Die Ergebnis-Zahlen für die perinatale Versorgung in Deutschland sind sowohl für die Säuglingssterblichkeit als auch die Frühgeborenen-Raten seit Jahren nur im Mittelfeld der europäischen Länder, ohne dass es hierfür entscheidende medizinische und sozioökonomische Erklärungen wie zum Beispiel das mütterliche Alter gibt. Die Struktur der perinatalen Versorgung ist in Deutschland geprägt durch ein dichtes Netz an geburtshilflichen Einrichtungen, die im europäischen Vergleich eher wenige Geburten p. a. betreuen und fast zur Hälfte nicht direkt mit einer Pädiatrie betrieben werden. In z. B. den nordeuropäischen Staaten ist hingegen praktisch jede – ohnehin größere Geburtshilfe – gemeinsam mit einer Pädiatrie organisiert. In diesen Strukturen sind trotz längerer Fahrtwege sowohl die Frühgeborenenraten – gerade in den kritischen Wochen (<28+0 SSW) – als auch die Säuglingssterblichkeit deutlich niedriger als bei uns. In der Krankenhausplanung sollten daher diese epidemiologisch relevanten Unterschiede bedacht und also Geburtshilfe und Pädiatrie grundsätzlich nur gemeinsam betrieben werden, auch unter Inkaufnahme längerer Anfahrtswege.

Abstract

The outcomes of perinatal care in Germany in terms of infant mortality and prematurity rates remain only at the European average. Neither medical factors, such as maternal age, nor socioeconomic data sufficiently explain these differences. Perinatal care in Germany in characterized by a high number of obstetric units with relatively low annual deliveries; almost half of these units are not directly linked to a pediatric department. In contrast, Northern European countries have substantially larger obstectric units in terms of annual deliveries, and these are almost invariably integrated with pediatric departments. This structure of perinatal care is associated with significantly lower prematurity rates – particularly for gestational ages below 28 weeks – as well as reduced infant mortality rates, despite requiring longer travel distances. Consequently, these epidemiological differences should be considered in healthcare planning, and obstetric units should be exclusively organized in conjunction with pediatric departments to optimize outcomes.



Publication History

Received: 14 December 2024

Accepted after revision: 27 February 2025

Article published online:
24 March 2025

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