Laryngorhinootologie
DOI: 10.1055/a-2505-4593
Der interessante Fall

Rekonstruktion nach Abbiss einer Ohrmuschel

Auricular Repair Post-Bite: One Surgical Approach
1   Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, plastische Operationen, SLK Kliniken Heilbronn, Heilbronn, Germany (Ringgold ID: RIN36649)
2   Medizinische Fakultät, Universität Heidelberg Medizinische Fakultät Heidelberg, Heidelberg, Germany (Ringgold ID: RIN152528)
,
Magnus Tiefenbach
3   Hals-Nasen-Ohrenklinik, SLK-Kliniken, Heilbronn, Germany
,
Stavroula Andrianopoulou
3   Hals-Nasen-Ohrenklinik, SLK-Kliniken, Heilbronn, Germany
,
Tobias Meyer
4   Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum Tübingen, Tubingen, Germany (Ringgold ID: RIN27203)
,
Burkard Lippert
3   Hals-Nasen-Ohrenklinik, SLK-Kliniken, Heilbronn, Germany
› Author Affiliations

Hintergrund

Traumatische Ohrmuscheldefekte stellen aufgrund des komplexen Reliefs, des elastischen Knorpels [Costa-Ferreira et al. J Plast Reconstr Aesthet Surg 2007; 60(03): 325–327], der dünnlumigen Gefäßversorgung der Aurikula [Kyrmizakis et al. Head Face Med 2006, 2: 45] und des dünnen Hautmantels bei vielfältigen Traumamustern hohe Anforderungen an ein differenziertes Vorgehen in der Versorgung.

Kleinere Verletzungen der Ohrmuschel, wie z.B. Lazerationen oder Hämatome, werden inzwischen standardisiert behandelt und zeigen durchweg gute und reproduzierbare Behandlungserfolge [Steffen et al. Facial Plast Surg 2015; 31(04): 382–385]. Im Gegensatz dazu sind (Teil-)Amputationen wegen einer hohen Varianz des Verletzungsmusters oft keiner einheitlichen Technik zugänglich [Costa-Ferreira et al. J Plast Reconstr Aesthet Surg 2007; 60(03): 325–327]. Bei Bissverletzungen durch Tiere oder Menschen kommt die bakterielle Kontaminationslast problematisch hinzu [Kyrmizakis et al. Head Face Med 2006; 2: 45].

Viele mikrochirurgische Techniken sind in der Literatur beschrieben, jedoch stehen deren variable Erfolgsraten und die technische Komplexität einer breiten Anwendung im Weg. Ein simples Wiederannähen von Amputaten ist bekanntermaßen zum Scheitern verurteilt [de Mello-Filho et al. Sao Paulo Med J 1999; 117(05): 218–223].

Baudet’s Fenestrierungstechnik ermöglicht durch die Resektion der posteromedialen Haut des Amputats und Fenstern des Knorpels ein Herstellen von Kontakt zwischen Wundbett und anteriorer Haut. Damit kann ein 2-zeitiges Auftrennen zwischen Knorpel und Wundbett die Versorgung mit einem Vollhauttransplantat oder Verschiebelappen und damit die Wiederherstellung des aurikulotemporalen Winkels ermöglichen [Costa-Ferreira et al. J Plast Reconstr Aesthet Surg 2007; 60(03): 325–327]. Zusätzlich kann im Primäreingriff eine Neo-Helix durch Einschlagen eines retroaurikulären Verschiebelappens gebildet werden [Xu et al. Zhonghua Er Bi Yan Hou Tou Jing Wai Ke Za Zhi 2018; 53(10): 765–769].

„Pocket“-Techniken mit der Transplantation des Knorpelgerüsts in eine Tasche ermöglichen ein „Konservieren“ des denudierten Aurikulaknorpels, können den Knorpel je nach Größe und Spannung jedoch schädigen und die 2-zeitige Rekonstruktion hierdurch erschweren [Steffen et al. Facial Plast Surg 2015; 31(04): 382–385).

Wir zeigen im vorliegenden Fall die Nutzung einer interfaszialen Tasche als 2-zeitige Rekonstruktionsmöglichkeit auf.



Publication History

Received: 28 November 2024

Accepted after revision: 10 December 2024

Article published online:
21 January 2025

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