Rofo 2025; 197(01): 14
DOI: 10.1055/a-2444-9102
Brennpunkt

Kommentar zu „KINDER – Klinische Erfahrungen mit der pulmonalen Echtzeit-MRT bei Kindern“

Ilias Tsiflikas

Die Realtime-MRT bietet ein erhebliches Potenzial für eine kindgerechte Diagnostik. Insbesondere bei der Untersuchung von Atemwegserkrankungen, Atelektasen, Lungenvernarbungen und Pleuraergüssen bei Kleinkindern kann diese Methode aufgrund der kurzen Scanzeiten und der Bewegungsunempfindlichkeit die Notwendigkeit einer Sedierung reduzieren. Dies ist nicht nur sicherheitsrelevant, sondern auch kosteneffizient und patientenschonend, da es den diagnostischen Zugang bei Kindern verbessert und unnötige Strahlenbelastung durch CT vermeidet. Allerdings zeigte sich in der Studie eine abnehmende Sensitivität der Realtime-MRT für kleine Läsionen (4–6 mm) und eine geringe Anwendbarkeit bei sogenannten „MR-Minus-Pathologien“ wie interstitielle Lungenveränderungen und überblähte Areale. In der Praxis bedeutet dies, dass die Realtime-MRT dort eingesetzt werden kann, wo großflächige pathologische Veränderungen zu erwarten sind. Bei der Suche nach kleinen oder diffusen Veränderungen bleibt vorerst eine Kombination mit anderen bildgebenden Verfahren, eventuell auch mit Standard-MRT-Techniken, notwendig [1].

Besonders hervorzuheben ist die sehr kurze Akquisitionszeit der Realtime-MRT-Technik, die Bewegungseinflüsse praktisch eliminiert und dennoch innerhalb weniger Sekunden qualitativ hochwertige Bilder erzeugt. Diese Eigenschaften heben die Realtime-MRT von anderen MRT-Sequenzen ab und machen sie ideal für junge Patienten mit unregelmäßigen Atembewegungen. Für eine breite Anwendbarkeit spricht auch die Möglichkeit, die Technik auf verschiedenen MRT-Systemen zu implementieren. Ein weiterer faszinierender Aspekt ist die Anpassung der FLASH-2.0-Sequenzen an die kindlichen anatomischen Bedürfnisse: Zwei Sequenzen bieten unterschiedliche Vorteile – die T2-gewichtete Sequenz ist empfindlicher für Pathologien, während die PDw-Sequenz Bewegungen besser kompensiert und konsistentere Ergebnisse bei nicht-lungenspezifischen Läsionen wie Tumoren an der Thoraxwand liefert. Die Vielseitigkeit der beiden Sequenztypen könnte daher für die zukünftige Optimierung und individualisierte Anwendung von Nutzen sein.

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse zeigt die Studie auch den bestehenden Forschungsbedarf auf. Unter anderem wäre eine weitere Optimierung der Realtime-MRT für die Detektion kleinerer Läsionen und MR-Minus-Pathologien wünschenswert, die in dieser Studie nur unzureichend erfasst wurden. Hier könnte die Kombination von FLASH 2.0 mit anderen MRT-Techniken, wie z.B. der Ultrakurzzeit-Echotechnik (UTE), die Sensitivität erhöhen und eine zuverlässigere Darstellung diffuser Lungenveränderungen ermöglichen. Die Studie weist auch auf die Notwendigkeit hin, die Kontrast- und Auflösungsparameter für die Lungenbildgebung bei Kindern weiter anzupassen, um eine noch höhere diagnostische Genauigkeit zu erreichen. Auch das Studiendesign bietet Optimierungspotenzial. So wurden die Läsionen in dieser Studie in 6 Kategorien eingeteilt, jedoch nicht systematisch nach Gewebedichte oder spezifischen Lungenerkrankungen differenziert. Ein erweitertes Studiendesign, das verschiedene Krankheitsbilder und Gewebetypen berücksichtigt, könnte zusätzliche Erkenntnisse über das Anwendungsspektrum der Realtime-MRT liefern. Zudem wurden Veränderungen des Lungenhilus nicht spezifisch untersucht, da der Fokus auf der bewegten Lunge lag. Da sich die Diagnostik bei Kindern jedoch häufig auf mediastinale Strukturen konzentriert, wäre die Analyse dieser Region ein wertvoller Ansatzpunkt für zukünftige Studien.

Insgesamt zeigt die Studie, dass die Realtime-MRT ein großes Potenzial für eine artefaktfreie und kindgerechte Bildgebung der Lunge hat. Sie zeigt aber auch, dass methodische Weiterentwicklungen notwendig sind, um die diagnostische Reichweite auf kleine Läsionen und diffuse Pathologien auszudehnen und sie so zu einer praktikablen Alternative für die pädiatrische Radiologie zu machen.



Publication History

Article published online:
02 January 2025

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  • Literatur

  • 1 Ciet P, Tiddens HA, Wielopolski PA. et al. Magnetic resonance imaging in children: common problems and possible solutions for lung and airways imaging. Pediat Radiol 2015; 45: 1901-1915