B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport 2024; 40(05): 207-211
DOI: 10.1055/a-2372-6554
Praxis

Krebsbedingte Schlafstörungen, Insomnie und körperliche Aktivität

Cancer-Related Sleep Disorders, Insomnia and Physical Activity
Jane Kersten
1   Universitätsklinikum Köln, Centrum für integrierte Onkologie Aachen Bonn Köln Düsseldorf, Innere Medizin I
,
Timo Niels
1   Universitätsklinikum Köln, Centrum für integrierte Onkologie Aachen Bonn Köln Düsseldorf, Innere Medizin I
,
Freerk T. Baumann
1   Universitätsklinikum Köln, Centrum für integrierte Onkologie Aachen Bonn Köln Düsseldorf, Innere Medizin I
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Zusammenfassung

Schlafstörungen zählen zu den häufigsten Nebenwirkungen, die Krebspatient*innen erleben. Einen eingeschränkten Schlaf zu erfahren, kann onkologischen Patient*innen ab dem Zeitpunkt der Diagnose, während der medizinischen Therapie sowie viele Jahre nach Diagnosestellung begleiten und belasten. Schlafstörungen und deren Schweregrad unterliegen einer multifaktoriellen Pathogenese. Die Ursachen treten selten isoliert auf, sondern korrelieren häufig mit anderen Symptomen der Therapie und der Tumorerkrankung. Schlechter Schlaf kann einen erheblichen Einfluss auf die Alltagsfunktionalität und Lebensqualität nehmen. Langfristig beeinflussen Schlafstörungen auch das soziale und berufliche Leben der Patient*innen negativ.

Aufgrund der leichten Zugänglichkeit sind pharmakologische Behandlungen häufig die erste Wahl, jedoch sind Risiken wie Abhängigkeit und Nebenwirkungen in diesem Zusammenhang keine Seltenheit. Es bedarf einer Alternative, welche auch über einen längeren Zeitraum Einfluss auf die Schlafstruktur und -qualität nehmen kann.

Körperliche Aktivität könnte ein Schlüsselansatz sein, um die Schlafqualität multidimensional zu beeinflussen. Regelmäßige Bewegung fördert entzündungshemmende Prozesse, stabilisiert den zirkadianen Rhythmus und verbessert die Melatoninproduktion. Darüber hinaus können Depressionen und Ängste gesenkt sowie die Tagesmüdigkeit verringert werden. Mit einem wöchentlichen Umfang von drei bis vier Trainingseinheiten für 30 bis 40 Minuten haben sich Walken und Yoga als besonders wirksam erwiesen. Dabei spielt neben der Intensität der Zeitpunkt der Intervention eine entscheidende Rolle. In der Literatur werden mindestens 4 Zeitstunden zwischen Bewegung und dem Schlafengehen empfohlen. Viele Bewegungsprogramme können eigenständig und ortsunabhängig durchgeführt werden. Interventionen, welche im Rahmen von qualifiziertem Fachpersonal geplant und supervidiert angeleitet werden, können jedoch hinsichtlich der Belastungssteuerung einen höheren Einfluss auf die Schlafstörungen nehmen. Darüber hinaus kann je nach Allgemein- und Trainingszustand eine individuelle Anpassung der Trainingsprogramme erfolgen.

Abstract

Sleep disorders are some of the most common side effects experienced by cancer patients. Insufficient sleep can be a burden for oncological patients from the onset of diagnosis, during medical treatment and for many years after diagnosis. Sleep disorders and severity are characterized by multi-factorial pathogenesis. The causes rarely occur in isolation, but are often correlated with other symptoms of the therapy and the disease. Thus, poor sleep can have a significant impact on everyday functionality and quality of life. In the long term, sleep disorders also have a negative impact on the social and professional lives of patients. Although pharmacological treatment is often the first choice due to its easy accessibility, risks such as addiction and side effects are not uncommon. It is therefore necessary to find an alternative that can influence the structure and quality of sleep in the long term. In this context, physical activity could be a key strategy for influencing sleep quality in a multidimensional way. Regular exercise promotes anti-inflammatory processes, stabilizes the circadian rhythm and improves melatonin production. In addition, depression and anxiety can be lowered and daytime fatigue reduced. Walking and yoga have proven to be particularly effective with three to four training sessions lasting 30 to 40 minutes a week. In addition to the intensity, the timing of the intervention plays a decisive role. The literature recommends at least 4 hours between exercise and bedtime. Many exercise programs can be carried out independently; regardless of location. However, interventions that are planned and supervised by qualified specialist staff, in terms of exercise control, are more likely to have a greater impact on sleep disorders. Additionally, the exercises can be adapted individually to the patients capabilities.



Publication History

Article published online:
07 October 2024

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