Gesundheitswesen
DOI: 10.1055/a-2365-1400
Originalarbeit

Erkenntnisse aus der Durchführung des Masernschutz-Gesetzes nach den ersten drei Jahren seit Einführung – Daten aus Darmstadt Dieburg (Hessen)

1   Infektionsschutz, Hygiene und Umwelt, Gesundheitsamt Darmstadt Dieburg, Darmstadt, Germany
2   Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Institut für Arbeits- Sozial- und Umweltmedizin, Mainz, Germany (Ringgold ID: RIN166168)
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Regina Fertig
1   Infektionsschutz, Hygiene und Umwelt, Gesundheitsamt Darmstadt Dieburg, Darmstadt, Germany
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Raphaela Heinrich
1   Infektionsschutz, Hygiene und Umwelt, Gesundheitsamt Darmstadt Dieburg, Darmstadt, Germany
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Roswitha Reisert
1   Infektionsschutz, Hygiene und Umwelt, Gesundheitsamt Darmstadt Dieburg, Darmstadt, Germany
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Jürgen Krahn
3   Amtsleitung, Gesundheitsamt Darmstadt Dieburg, Darmstadt, Germany
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Hintergrund: Durch die Änderung des Infektionsschutzgesetzes im Sinne des Masernschutzes vom 1. März 2020 wurden verschiedene Einrichtungsformen zur Meldung ungeimpfter bzw. nicht-immuner Personen verpflichtet. Das Gesundheitsamt der Stadt Darmstadt und des Landkreises Darmstadt Dieburg stellte sich die Frage, wie die gesetzlichen Vorgaben durch die Einrichtungen umgesetzt wurden und welche Aussagekraft die erhobenen Daten in Bezug auf die jeweilige Zielgruppe hatten. Methodik: Die Meldungen aus den Einrichtungen und die Rückmeldung der daraufhin durch das Gesundheitsamt angeschriebenen Betroffenen bzw. deren Erziehungsberechtigten in den ersten drei Jahren seit Einführung wurden gesichtet und deskriptiv ausgewertet. Die Datenbasis wurde unterteilt in die Gruppen (1) betreut in einer Schule, (2) betreut in sonstiger Kindergemeinschaftseinrichtung, (3) untergebracht in einer kommunalen Unterkunft für Geflüchtete und (4) Beschäftigte in einer dieser oder in einer medizinischen Einrichtung (§§23, 33, 36 Infektionsschutzgesetz, IfSG). Ergebnisse: Aus Schulen wurden 1.527 Kinder (2,5% aller Schüler:innen) mit unvollständiger bzw. unbekannter Immunität gegen Masern gemeldet. 70% davon legten nach dem Anschreiben Unterlagen zur ausreichenden Immunität vor, so dass auf weniger als 1% (0,76%) Kinder ohne Masernschutz geschlossen werden konnte. Aus den sonstigen Kindergemeinschaftseinrichtungen wurden 17 Kinder mit unvollständiger bzw. unbekannter Immunität gegen Masern gemeldet. Aus den Unterkünften für Geflüchtete wurden insgesamt 3.986 Personen gemeldet, wovon 566 (14,2%) nach Anschreiben einen vollständigen Nachweis vorlegten. Aus den Einrichtungen nach §§23, 33 und 36 wurden insgesamt 17 Beschäftigte mit unvollständiger bzw. unbekannter Masernimmunität gemeldet. Die Gesamtzahl der beiden letztgenannten Gruppen in diesem Zeitraum konnte nicht sicher abgeschätzt werden. Schlussfolgerung: Der Meldepflicht wurde sehr unterschiedlich nachgekommen. Über den Impfstatus der verschiedenen Personengruppen konnte am ehesten, wenn auch nur begrenzt, in Bezug auf die Schüler:innen eine Aussage getroffen werden. Für die übrigen Gruppen konnte keine Aussage getroffen werden, da erstens nicht sicher von einer umfänglichen Meldung durch die Einrichtungen ausgegangen werden konnte und zweitens die Grundgesamtheit aller meldepflichtigen Personen in diesen Bereichen nicht bekannt war. Background: When the Measles Protection Act as part of the Infection Protection Act came into force 2020, various types of facilities were obliged to report. The public health department of the city of Darmstadt and the district of Darmstadt Dieburg aimed to find out to what extent these facilities have complied with the reporting obligation and whether the data were suitable to say something about the vaccination status of the respective group of people. Method: Reports from the facilities and the feedback from those affected (or their legal guardians) were reviewed and evaluated descriptively. They were divided into groups (1) schoolchildren, (2) kids from other childcare facilities, (3) accommodated in municipal accommodation for refugees and (4) employed in one of these or in a medical facility (§§23, 33, 36 German Infection Protection Act). Results: 1,527 children (2.5% of all pupils in Darmstadt Dieburg) with incomplete or unknown immunity to measles were reported from 138 schools. 70% of these provided documentation of sufficient immunity after the letter from the public health department, so that less than 1% (0.76%) of children without measles protection can be concluded. 17 children were reported from the other childcare facilities. 3,986 people with incomplete vaccination status were reported from the refugee accommodation facilities, of which 566 (14.2%) submitted complete proof after receiving a letter from the public health department. A total of 17 employees were reported from the facilities according to §§23, 33 and 36 Infection Protection Act. Conclusion: The reporting obligation was met in very different ways. No statement could be made about the vaccination status of the various groups of people affected by the Measles Protection Act, as it could not be assumed with certainty that the facilities have reported comprehensively.



Publication History

Received: 01 March 2024

Accepted after revision: 12 July 2024

Accepted Manuscript online:
12 July 2024

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