Gesundheitswesen 2024; 86(08/09): 543-545
DOI: 10.1055/a-2348-9890
Editorial

Olympischer Frieden

Manfred Wildner

Die Entzündung des olympischen Feuers zu Ehren der olympischen Göttin Hestia reicht bis in die Antike zurück. Der moderne Fackellauf, bei welchem das olympische Feuer durch Läufer von Griechenland aus in die jeweils austragende Stadt getragen wird, fand erstmals 1936 statt – eine Idee des jüdischen Archäologen Alfred Schiff, die von seinem Freund und Olympia-Organisator Carl Diem aufgegriffen worden war. In der griechischen Antike wurden keine Fackelläufe durchgeführt, sondern ölzweiggekrönte Läufer brachen seit dem Vertrag des „Olympischen Hände(still)haltens“ (griech. Ekecheira) von 884 v. Chr. von Elis aus auf, um allen Städten in Griechenland den Olympischen Frieden zu künden, der den Besuchern und Athleten eine sichere Reise ermöglichte. Während des Olympischen Friedens sollten alle kriegerischen Aktivitäten ruhen. Das Konzept der zwölf olympischen Gottheiten mag seither überholt sein – und war es auch schon in der Antike, zumindest im Denken der Philosophen. Hier finden sich andere Ideen wie die des unveränderlichen Einen als Seins-Grund von allem, die eines selbst unbewegten Bewegers oder die eines der Natur und dem Kosmos innewohnenden und diese ordnenden Logos. Doch das Thomas-Theorem lehrt uns, dass unabhängig von der Realität einer zu Grunde gelegten Annahme die Konsequenzen daraus durchaus real sein können. Und so rufen seit 1993 auch in der Moderne die Vereinten Nationen im Jahr vor den olympischen Sommer- und Winterspielen im Rahmen einer Resolution zur weltweiten olympischen Ekecheira auf, welche von 7 Tagen vor den olympischen Spielen bis 7 Tagen nach den paralympischen Spielen anhalten soll.



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Article published online:
16 August 2024

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