Aktuelle Urol 2024; 55(05): 394-396
DOI: 10.1055/a-2299-7306
Referiert und kommentiert

Kommentar zu: Künstlicher Blasenschließmuskel: Kann auf eine Katheteranlage verzichtet werden?

Contributor(s):
Daniel Pfalzgraf
1   Klinik für Urologie, Heilig-Geist Hospital Bensheim, Bensheim
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Die REMOVE-Studie (retrospective Multicenter Observational Study of Immediate Voiding at End of Urinary Sphincter Surgery) Untersucht die Möglichkeit, auf eine transurethrale Kathetereinlage im Rahmen der Implantation eines artifiziellen Sphinkters zu verzichten. Traditionell erfolgt im Rahmen der Sphinkterimplantation die Einlage eines transurethralen Katheters aus Sorge vor einem Harnverhalt durch Gewebeschwellung als Folge der transurethralen Manschettenplatzierung [1].

Die vorliegende Studie bietet einen Überblick über die Ergebnisse der Sphinkter-Implantation mit intraoperativer Katheterentfernung und stellt diese Patienten gegenüber, die postoperativ Katheter-versorgt waren. Da die Daten an fünf großen US-amerikanischen Zentren erhoben wurden und insgesamt 425 Patienten eingeschlossen werden konnten (302 (71%) postoperativ mit Katheter versorgt, 123 (29%) mit intraoperativer Katheterversorgung) lassen sich Rückschlüsse zumindest für high-volume Zentren ziehen. Auffällig ist hierbei, dass sich die Rate der postoperativen Harnverhalte in der Katheter-Gruppe mit 6,6% und der Gruppe ohne Katheter mit 7,3% lag (p=0,8) nicht signifikant unterschied, die Harnverhalt-Rate allerding zwischen den verschiedenen Operateuren deutlich schwankte (3,1–12%, kein p-Wert angegeben). Harnverhalte waren bei älteren Patienten häufiger (71,5 vs. 68 Jahre, p=0,04).

Da sich auch die Überlebensrate der Sphinkteren nach 30 Monaten mit 70% in der Kathetergruppe und 69% in der Gruppe ohne Katheter nicht signifikant unterschied, kann auch diesbezüglich eine intraoperative Katheterentfernung diskutiert werden.

Einschränkend ist zu bemerken, dass es sich um eine retrospektive Studie handelt und dass die Zahl der ohne postoperativen Katheter versorgten Patienten mit 123 Personen gering ist. Trotz allem lässt sich aus den Daten ableiten, dass zumindest bei Patienten, die unter 70 Jahre alt sind und eine Erstimplantation erhalten der Verzicht einer postoperativen Katheterversorgung erwogen werden kann. Bei über 70jährigen Patienten mit einer Erstimplantation war das Risiko eines Harnverhaltes gering erhöht, sodass hier möglicherweise eine Unterscheidung der Patienten nach Alter bis zum Vorliegen weiterer Daten sinnvoll erscheint.



Publication History

Article published online:
29 August 2024

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