Pneumologie 2024; 78(07): 445
DOI: 10.1055/a-2296-7136
Buchbesprechung

Referenz Pneumologie

Ein imponierendes Werk, schon wenn es in der Hand liegt: ein Buch, das beansprucht, den aktuellen Sand des Wissens und Könnens auf dem Gebiet der Pneumologie in deutscher Sprache umfassend wiederzugeben! Eine „Referenz“ eben.

Das Buch ist eine Aktualisierung des Vorgänger-Werkes „Klinische Pneumologie“ von 2014, herausgegeben von Claus Kroegel und Ulrich Costabel, wohl aber auch eine Fortführung der überaus verdienstvollen „Checkliste Pneumologie XXL“ von Joachim Lorenz und Robert Bals, die immerhin 2016 ihre vierte Auflage erlebte.

Konzeptuell ist einiges von der Checkliste übernommen: die einheitliche Struktur der Kapitel ebenso wie der Verzicht auf Fließtext zugunsten von prägnanten Sätzen und Tabellen. Der viel größere Raum gestattet naturgemäß die Einbindung einer viel größeren Anzahl an Abbildungen und Algorithmen. Zudem atmet das Buch noch in jedem Kapitel das Programm der Konzentrierung und Systematisierung der Inhalte, das den Schreibstil des leider viel zu früh und plötzlich verstorbenen Herausgebers Claus Kroegel in vielen Publikationen so unverwechselbar ausgezeichnet hat. Insofern präsentiert sich das Buch trotz vier Herausgebern und 56 Mitautoren tatsächlich aus einem Guss.

Die Zunahme des Wissens in den letzten Jahrzehnten schlägt sich naturgemäß im Umfang des Buches nieder: 1200 Seiten! Zum Vergleich: Das Lehrbuch von Rudolf Ferlinz „Pneumologie in Praxis und Klinik“ (Thieme 1994) umfasste 953 Seiten, allerdings in deutlich größerer Schrift. War dieses Buch noch auf Hochglanzpapier gedruckt, so fällt in der Referenz eine kleine Schrift auf sehr dünnem Papier auf. Man kann überschlägig zusammenfassen: Die Inhalte im Referenzwerk haben sich mindestens verdoppelt. Nun ist ein Buch heute nicht nur ein Buch, sondern geht immer mit einer Online-Version einher, bei Thieme in der eRef. Wer also „gewichtige“ Bücher nicht mag, findet mit der Online-Version eine leichte Zugriffsmöglichkeit auf Inhalte.

Die Gliederung umfasst 19 Kapitel. Die ersten fünf behandeln allgemeine Themen („Diagnostische Methoden“, „Leitsymptome und -befunde“, „Therapeutische Prinzipien und Verfahren“, „Thoraxchirurgische Verfahren und Palliativmedizin“); die folgenden 12 Kapitel beinhalten „Pneumologische Krankheitsbilder“, die letzten 2 Kapitel „Intensivmedizin“ und „Spezielle Aspekte“. Alle Inhalte sind aktuell, sorgfältig recherchiert und didaktisch überzeugend dargestellt. Viele „Praxistipps“ vermitteln wertvolle Hinweise für den klinischen Alltag.

Das Buch kann in jeder Hinsicht mit den großen Standardwerken in englischer Sprache mithalten. Doch geht es keineswegs nur darum, dass sich die Pneumologie auch im deutschsprachigen Raum in einem eigenen „Who is who“ darstellt, sondern v.a. um die Darstellung der Pneumologie, so wie sie in unserem Land aufgefasst und praktiziert wird.

Dennoch ist das Buch durch seinen Umfang und die Komplexität seiner Inhalte sicher nicht dazu geeignet, in einem Zug gelesen zu werden. Insofern sich die Weiterbildung zum Facharzt nur als kontinuierliches Lernen realisieren kann, ist das Buch ein wertvoller Begleiter in diesem Prozess. Als Repetitorium für Prüfungen wird es sich nur ausschnittsweise eignen. Für alle Pneumologinnen und Pneumologen und alle Ärztinnen und Ärzte, die in ihrem klinischen Alltag Berührungs„punkte mit der Pneumologie haben, ist das Werk ein „Must have“, in dem sie jederzeit und rasch, im Buch oder in der Online-Version, Zugriff haben auf alle Aspekte der aktuellen Pneumologie.

Glückwunsch also an die Herausgeber, an die Mitautoren und an die Pneumologie, die mit dieser „Referenz“ ihre große und zunehmende Bedeutung innerhalb der Inneren Medizin manifestiert. Die Leser dürfen sich auf dieses Buch freuen.

Prof. Santiago Ewig, Bochum



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. Juli 2024

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