Aktuelle Urol 2025; 56(01): 77-88
DOI: 10.1055/a-2288-2597
Leitlinie

S2k-Leitlinie „Harninkontinenz bei geriatrischen Patienten“ – Teil 4: Medikamentöse Therapie

1   Klinik für Urologie, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH, Fakultät für Gesundheit (Department für Humanmedizin), Lehrstuhl für Geriatrie, Universität Witten/Herdecke, Witten, Germany (Ringgold ID: RIN163483)
,
Klaus Becher
2   Allgemeine und geriatrische Rehabilitation, Klinik Wartenberg, Wartenberg, Germany
,
Barbara Bojack
3   Urologische Praxis Gießen, Gießen
,
Claudia Drews
4   Urologische Praxis Plön, Plön
,
Ruth Kirschner-Hermanns
5   Neuro-Urologie, Neurologisches Rehabilitationszentrum Godeshöhe e.V., Bonn, Germany (Ringgold ID: RIN308939)
› Institutsangaben

Zusammenfassung

Einleitung 1/2023 wurde das dritte Update der seit 2005 bei der AWMF (Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlich-medizinischer Fachgesellschaften) gelisteten und fortlaufend aktualisierten Leitlinie „Harninkontinenz bei geriatrischen Patienten – Diagnostik und Therapie“ durch die interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Harninkontinenz“ der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) publiziert. Aus dieser Leitlinie, die als offizielle Leitlinie DGG akkreditiert ist, stellt der vorliegende Artikel das Kapitel „Medikamentöse Therapie“ dar.

Methodik In einem strukturierten Bewertungsprozess identifizierte eine Literaturrecherche zunächst die vorhandene Literatur im Kontext des „geriatrischen Patienten“, wie er als zumeist über 70-jährig und multimorbid oder über 80jährig durch die Fachgesellschaften definiert ist. Primäre Berücksichtigung fanden randomisierte, doppelblinde, Placebokontrollierte Studien sowie bereits vorhandene Leitlinien zum Thema. Wo keine solchen Untersuchungen vorlagen oder aus methodischen Gründen prinzipiell nicht durchführbar sind, wurden auch Publikationen anderer Designs (nicht randomisierte Untersuchungen, Fallkontrollstudien) zur Leitlinienerstellung herangezogen. Die daraus resultierenden Leitlinienempfehlungen wurden einem strukturierten Abstimmungsprozess unterzogen und abschließend Deligierten relevanter Fachgesellschaften vorgelegt.

Ergebnisse Die medikamentöse Therapie der Überaktiven Blase, der Belastungsharninkontinenz und der Überlaufinkontinenz sowie die unspezifische medikamentöse Therapie mit Antidiuretika wurde vor dem besonderen Hintergrund des vulnerablen, potentiell kognitiv eingeschränkten und im Rahmen der Multimorbidität und Multimedikation durch Medikamenteninteraktionen besonders gefährdeten Patienten betrachtet. Dabei fand das relevante Nebenwirkungsprofil der eingesetzten Substanzen besondere Berücksichtigung.

Schlussfolgerungen Eine medikamentöse Therapie der Harninkontinenz bedarf bei den besonders vulnerablen, häufig multimedizierten Patienten eine besonders sorgfältige Indikationsstellung und Überwachung in Kenntnis des spezifischen Risiko- und Nebenwirkungsprofils der eingesetzten Substanzen. Es ist ständig zu überprüfen, ob auch nicht-medikamentöse Interventionen zu ähnlichen Ergebnissen führen; dies gilt insbesondere dann, wenn potentielle Nebenwirkungen der medikamentösen Therapie vor dem Hintergrund eines speziellen Gefährdungspotentials des geriatrischen Patienten zu berücksichtigen sind.

Zusatzmaterial



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
06. Februar 2025

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