Allgemeinmedizin up2date 2024; 05(02): 115-117
DOI: 10.1055/a-2273-7158
Fit fürs Fachgespräch

Ein 74-jähriger Patient mit „… vier Kilo Wasser in den Beinen“

Armin Wunder

Anamnese

Ein 74-jähriger Patient, den Sie seit Jahren wegen einer arteriellen Hypertonie behandeln, kommt In Ihre Sprechstunde mit den Worten: „Herr Doktor, ich habe 4 Kilo Wasser in meinen Beinen“. Der Patient wurde bisher mit Ramipril 10 mg Tabl. (½–0–0) behandelt, der Blutdruck, den er selbst regelmäßig misst, war damit gut eingestellt.

An welche Differenzialdiagnosen denken Sie?

Beinschwellungen können sowohl ein- als auch beidseitig vorkommen, schmerzhaft oder schmerzfrei sein, und bereits daraus ergeben sich unterschiedliche Differenzialdiagnosen. Sie können beispielsweise infolge einer Erkrankung des Beines selbst auftreten (Entzündung der Weichteile, Veneninsuffizienz, Abflussstörung der Lymphe u.a.) oder infolge einer anderen Erkrankung, u.a. einer Herzinsuffizienz, einer Niereninsuffizienz, Lebererkrankungen mit einer konsekutiven Reduktion des onkotischen Drucks, und sie können eine Red Flag darstellen (tiefe Beinvenenthrombose, Kompartmentsyndrom, akute Herz- oder Niereninsuffizienz) [1] [2] [3].
All diese Aspekte sollten bei unserer Anamneseerhebung berücksichtigt werden.

Welche Fragen haben Sie an den Patienten?

Die erweiterte Anamnese ergab bei meinem Patienten, dass die Beschwerden seit ca. 6 Wochen bestehen, langsam vorangeschritten sind und beide Beine betreffen. Nachts könne der Patient weiterhin gut schlafen, er benötige kein weiteres Kopfkissen und habe keine Luftnot. Allerdings würde er 4–5-mal zur Toilette gehen, die Beine seien morgens schlanker, eine B-Symptomatik wurde verneint, er habe 4 Kilogramm zugenommen, eine Veränderung der Hautfarbe sei nicht beobachtet worden.

Anamnesefragen

Fragen, die Sie stellen sollten, sind u.a.:

  • Seit wann besteht dieses Symptom?

  • Wie ist der zeitliche Verlauf (spontan, langsam progredient, etc.)?

  • Bestehen Schmerzen, und wenn ja, wo?

  • Sind weitere Symptome vorhanden, wie z.B. eine Veränderung der Hautfarbe, Fieber, Luftnot (insbesondere nachts), gehäuftes Wasserlassen in der Nacht, eine Leistungsminderung oder andere?

  • Fragen Sie nach einer B-Symptomatik.

  • Klären Sie, ob in der letzten Zeit neue Medikamente, z.B. Kalziumantagonisten, verordnet wurden.



Publication History

Article published online:
23 May 2024

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