Diabetes aktuell 2024; 22(02): 41
DOI: 10.1055/a-2252-5948
Editorial

Chips und Sitzen – wie Fast Food und Bewegungsarmut die Gesundheit schädigen

Antje Bergmann
1   Dresden
,
Peter E.H. Schwarz
2   Dresden
› Author Affiliations

„Chips – so gefährlich wie Zigaretten“… war es in einer überregionalen Tageszeitschrift vor kurzem zu lesen. Dass Ernährung einen großen Einfluss auf unsere Gesundheit hat, ist bekannt. In einer Studie zu ultraverarbeiteten Lebensmitteln wurden diese Zusammenhänge beschrieben [Lane MM et al. Ultra-processed food exposure and adverse health outcomes: umbrella review of epidemiological meta-analyses. BMJ 2024; 384:e077310]. Dabei stützen sich die Autoren auf 45 Vorstudien und schlossen in die Berechnungen fast 10 Millionen Probanden ein. Was bedeutet „ultraverarbeitete Lebensmittel“ (UPF)? Diese Lebensmittel weisen eine hohe Kaloriendichte und einen hohen Fettanteil auf. Man denkt sofort an Fast Food, Chips, Snacks, Instantgerichte. Die Forscher fanden heraus, dass ein hoher Anteil an ultraverarbeiteten Lebensmitteln mit höheren Prävalenzen von Karzinomen, Depression, Atemwegs-, Herz-Kreislauf- und Stoffwechselproblemen einherging. Ist der Anteil an UPF in der Nahrung 10 % höher als in einer Vergleichsgruppe, werden in dieser UFP-Gruppe 12 % mehr Diabeteserkrankungen auftreten. Ebenso ist das Darmkrebsrisiko stark erhöht. Dies spricht dafür, unsere Patientinnen und Patienten an eine gesunde Vollwert- und frisch zubereitete Nahrung zu erinnern, zu motivieren selbst einzukaufen, zu kochen, sich mit den Nahrungsbestandteilen auseinanderzusetzen und regionale sowie saisonale Produkte einzubeziehen und zu bevorzugen.

„Sitzen ist das neue Rauchen“ auch diesen Satz haben Sie sicher schon gelesen. Zahlreiche Studien belegen, dass ein übermäßig sitzender Lebensstil ähnlich gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann wie das Rauchen. Die Gesundheitsrisiken des Rauchens sind allgemein bekannt und haben zu umfassenden Anti-Tabak-Kampagnen geführt. In den letzten Jahren haben jedoch Forschungen gezeigt, dass auch ein inaktiver Lebensstil, insbesondere das übermäßige Sitzen, erhebliche gesundheitliche Probleme verursachen kann. Sitzen wird nun als eine der Hauptursachen für verschiedene Krankheiten betrachtet, darunter kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes, Adipositas, Gelenk- und Rückenschmerzen. Ein Grund für die steigende Prävalenz dieses Problems ist der moderne Lebensstil, der von sitzenden Tätigkeiten geprägt ist. Büroarbeiten, viele Stunden vor dem Computer und ein generell sesshafter Lebensstil führen dazu, dass viele Menschen einen Großteil ihres Tages im Sitzen verbringen. Im Gegensatz zu früheren Generationen, die oft körperlich anspruchsvollere Arbeit hatten, neigen wir dazu, uns heute weniger zu bewegen. Darüber hinaus erhöht das viele Sitzen das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, da der Blutfluss eingeschränkt und der Cholesterinspiegel beeinflusst wird. Neben den physischen Auswirkungen hat der ständige Sitzmarathon auch mentale Konsequenzen. Studien zeigen, dass Bewegung einen positiven Einfluss auf die geistige Gesundheit hat, indem sie Stress reduziert und die Stimmung verbessert. Ein Mangel an körperlicher Aktivität kann zu mentaler Erschöpfung, Depressionen und Angstzuständen führen. Auf individueller Ebene ist es daher wichtig, aktivere Gewohnheiten zu entwickeln. Dies könnte das Einbauen von regelmäßiger körperlicher Aktivität in den Alltag – sei es durch Sport, Spaziergänge oder einfache Dehnübungen – umfassen. Ein Bewusstsein für die eigenen Sitzgewohnheiten zu entwickeln und bewusstere Entscheidungen zu treffen, kann einen bedeutenden Einfluss auf die langfristige Gesundheit haben.

Also: Motivation zu gesunder Ernährung und Bewegung! Darin liegt die Zukunft (der Prävention) … und möglichst früh damit beginnen.

Ihr P.E.H. Schwarz und Ihre A. Bergmann



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Article published online:
05 April 2024

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