Suchttherapie 2024; 25(01): 22-29
DOI: 10.1055/a-2227-5705
Schwerpunktthema

Digitalisierung im Zuge der COVID-19-Pandemie: Chancen und Risiken digitaler Angebote der Sucht-Selbsthilfe

Digitalization in the Wake of the COVID-19 Pandemic: Chances and Risks of Digital Addiction-related Self-help Services
Johanna Gabriella Pasdzior
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität zu Lübeck, Lubeck, Germany
,
Hans-Jürgen Rumpf
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität zu Lübeck, Lubeck, Germany
,
Gallus Bischof
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität zu Lübeck, Lubeck, Germany
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Zusammenfassung

Ziel der Studie Die Sucht-Selbsthilfe ist ein wichtiger, aber unzureichend untersuchter Bestandteil des Suchthilfesystems. Auch digitale Selbsthilfe-Angebote, die während der COVID-19-Pandemie an Bedeutung gewonnen haben, sind kaum erforscht. Ziel der Studie war es, Auswirkungen und Akzeptanz von Digitalisierungsprozessen in der Sucht-Selbsthilfe vor dem Hintergrund der Pandemie zu untersuchen.

Methodik Basierend auf Forschungsergebnissen und theoretischen Überlegungen wurde ein Online-Fragebogen konstruiert, um die Einschätzungen von Betroffenen und Angehörigen aus suchtbezogenen Selbsthilfegruppen zu erfassen.

Ergebnisse Die Befragten gaben mehrheitlich an, dass digitale Selbsthilfe-Angebote bei Jüngeren auf große Akzeptanz stoßen und den Zugang zur Selbsthilfe für Personen verbessern, die mobilitätseingeschränkt sind oder in ländlichen Regionen wohnen. Nach Einschätzung der Befragten können digitale Alternativen persönliche Selbsthilfe-Treffen jedoch nicht vollständig ersetzen. Die Befragten aus ambulanten Selbsthilfegruppen waren zudem der Ansicht, dass nicht genügend finanzielle Mittel für die Digitalisierung zur Verfügung stehen und viele Betroffene und Angehörige mit fehlenden technischen Voraussetzungen oder Computerkenntnissen von digitalen Angeboten ausgeschlossen werden.

Schlussfolgerung Die Ergebnisse zeigen, dass digitale Selbsthilfe-Angebote ergänzend zu ambulanten Angeboten genutzt werden können, um auch jüngere Mitglieder zu gewinnen und Personengruppen zu erreichen, die allein durch ambulante Angebote weniger gut erreichbar sind. Bei Betroffenen und Angehörigen mit fehlenden technischen Voraussetzungen oder unzureichenden Computererfahrungen erscheint die Bereitstellung digitaler Endgeräte sowie die Unterstützung im Umgang mit den Geräten zielführend. Die Ergebnisse zeigen auch, dass bedarfsabhängige Finanzierungshilfen für Digitalisierungsmaßnahmen in der Selbsthilfe notwendig sind.

Abstract

Purpose Addiction self-help is an important but under-researched component of the addiction treatment system. Digital self-help services, which gained importance during the COVID-19 pandemic, have also hardly been researched. The aim of this study was to investigate the impact and acceptance of digitalization processes in addiction self-help against the background of the pandemic.

Methods Based on research findings and theoretical considerations, an online questionnaire was constructed to collect the assessments of affected persons and relatives from addiction-related self-help groups.

Results The majority of respondents indicated that digital self-help services are widely accepted among younger people and improve access to self-help for people who have limited mobility or live in rural areas. However, according to the respondents, digital alternatives cannot fully replace face-to-face self-help meetings. The respondents from outpatient self-help groups also felt that insufficient funding is available for digitalization and that many affected persons and relatives with a lack of technical requirements or computer skills are excluded from digital offerings.

Conclusion The results show that digital self-help services can be used to complement outpatient services in order to attract younger members and reach groups of people who are less easily reached by outpatient services alone. For those affected and their relatives with a lack of technical prerequisites or inadequate computer experience, the provision of digital devices and support in using the devices appears to be effective. The results also show that needs-based funding for digitalization measures in self-help is necessary.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
12. Februar 2024

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