physiopraxis 2024; 22(03): 1
DOI: 10.1055/a-2215-7326
Editorial

Politische Selbstwirksamkeit

Christoph Schwertfellner

Wir leben in politisch angespannten Zeiten. Viele Menschen zeigen offen ihre Unzufriedenheit. Manche sind unzufrieden mit unserer Regierung, andere fürchten sich vor Krieg, wieder andere haben Angst vor der Zukunft. „Klimakleber“, Bauernproteste und Bahnstreiks sind verschiedene Formen des Protests, die Menschen in diesen Zeiten ausdrücken. Auch die große Demonstrationswelle, die gegen Rassismus und Fremdenhass durch Deutschland rollte, signalisiert eine klare Haltung und auch eine gewisse Unzufriedenheit. In diesem Fall zeigten viele Menschen klare Kante, nachdem bekannt wurde, dass bestimmte politisch aktive Personen auf einer geheimen Konferenz über „Remigration“ sprachen.

Für mich als sozial denkenden und auch sozial tätigen Menschen ist es selbstverständlich, dass ich mir eine gute Zukunft für alle Menschen wünsche. Dabei macht die Herkunft oder Hautfarbe für mich keinerlei Unterschied.

Ich finde es wichtig, dass wir als Gesellschaft in der Lage sind, auch auf die Tagespolitik einen gewissen Einfluss zu haben. Dass wir wirksam sind. Dass wir laut sind.

Dabei können unterschiedliche Formen des Protests funktionieren. Wichtig ist nur, dass dieser Protest friedlich abläuft.

Ich habe auch für die Physiotherapie schon einmal demonstriert. Damals hatte uns ein Hochgefühl erfasst, und wir glaubten, wirklich etwas bewegen zu können. Und tatsächlich haben wir etwas bewegt – so folgte etwa die Abschaffung des Schulgelds.

Ich glaube, dass wir nicht nur unseren Patientinnen und Patienten Selbstwirksamkeit beibringen sollten, sondern genauso an unserer eigenen feilen können. Vielleicht auch im politischen Sinne. Wir sind nicht ausgeliefert, wir dürfen mitwirken. Wenn wir das wollen.

Physiotherapeut und Themenscout



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Article published online:
27 March 2024

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