Gesundheitswesen 2023; 85(12): 1106
DOI: 10.1055/a-2200-1385
Panorama
Buchrezension

Manchmal ist weniger mehr

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Zum Thema Nachhaltigkeit gibt es gegenwärtig in der Öffentlichkeit ökologische, ökonomische und politische Diskurse. Dabei handelt es sich um nachhaltige Haltungen im Sinne des hohen Umweltschutzbewusstseins und Verhaltensänderung. Hunecke zeigt mit seinem hochaktuellem Buch, wie man Nachhaltigkeit sowohl individuell als auch institutionell lernen kann. Es handelt sich um Antworten u. a. auf die Frage, wie man das Korsett der Konsumgewohnheiten überwinden kann. Das Buch besteht aus fünf Kapiteln. Zu Beginn wird u. a. die umweltpsychologische Bedeutung der Nachhaltigkeit beschrieben. Des weiteren befasst sich das Werk mit Erkenntnissen der Umweltpsychologie im Kontext der Förderung des nachhaltigen Verhaltens. Das Hauptkapitel analysiert ausführlich das Thema der psychologischen Ressource für optimale Gestaltung der nachhaltigen Lebensstile beschrieben. Abschließend beschreibt der Autor psychische Ressourcen in größeren sozialpolitischen Zusammenhängen. Es werden (vgl. S. 11f.) die Ansprüche des Menschen auf materiellen Wohlstand unterstrichen (vgl. Die Grenzen des Wachstums: Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit (1972)). In den letzten Jahrzehnten bestand die Nachhaltigkeitsstrategie, erstens aus Effizienz, z. B. Nutzung natürlicher Ressourcen mit Hilfe technischer Innovationen, zweitens aus Konsistenz, z. B. Umstellung der Energieversorgung und drittens aus Suffizienz, z. B. freiwillige Selbstbeschränkung (vgl. S. 13ff.). Nachhaltige Lebensstile benötigen psychische Ressourcen, dazu gehören u. a. Lebenszufriedenheit und Wohlbefinden. Nach Hunecke gehören zu den Strategien der glücklichen Lebensführung Hedonismus, Zielregulation und Eudaimonismus (vgl. S. 77). Ein nachhaltiges Verhalten lässt sich mit Hilfe sechs psychischer bzw. funktionaler Ressourcen erklären. Nämlich mit der „Genussfähigkeit“, „Selbstakzeptanz“, „Selbstwirksamkeit“, „Achtsamkeit“, „Sinnkonstruktion“ und „Solidarität“ (vgl. S. 86-133). Hauptsächlich beschäftigt sich Huneckes Arbeit damit, was Menschen die weniger zufrieden sind, tun sollen, um Zufriedenheit als erstrebenswertes Ziel ansehen (vgl. 237). Relevant ist dabei, dass Schulen Sozialkompetenz und Solidarität von Schülern erfolgreich vermitteln (vgl. S. 181).

Fazit

Huneckes Publikation ist lehrreich für ein entbehrungsreiches Leben, vor allem für ein bewusstes nachhaltiges Leben, es soll der Gesundheitsförderung dienen. Die Begriffe „Suffizienz“ und „Öko-Kommunalismus“ deuten auf mehr Sparsamkeit bzw. materiellen und erlebnisbezogenen Verzicht (vgl. S. 211). Die Anhänge (vgl. S. 268-272) geben Hinweise für ein gutes Leben im ökologischen Kontext, z. B. Natur Entdecken, Sinnlichkeit Erleben und genießen und sich ehrenamtlich für einen guten Zweck engagieren. Es sind wichtige Tips für das Praktizieren der Nachhaltigkeit für ein besseres Leben.

Siegmund Pisarczyk, Hamburg



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
11. Dezember 2023

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