Reisemedizin up2date 2024; 01(01): 53-66
DOI: 10.1055/a-2192-6276
Organisatorisches und Rechtliches

Medizinische Notfälle an Bord von Verkehrsmitteln

Jochen Hinkelbein
,
Sunil Jagoda

Medizinische Notfälle treten immer und überall auf. Die Versorgung von Patienten an Bord von Verkehrsmitteln ist nicht mit der Qualität und Routine möglich, wie sie im boden- oder luftgebundenen Rettungsdienst stattfindet. Nichtsdestotrotz gibt es einige Konzepte zur Patientenversorgung. Der Beitrag beschreibt für die Szenarien Bahn-, Schiffs- und Flugreisen typische notfallmedizinische Probleme und stellt die vorhandenen Möglichkeiten zur praktischen notfallmedizinischen Hilfe vor.

Kernaussagen
  • Der geringere Umgebungsdruck in der Kabine eines Flugzeugs resultiert in einem niedrigeren Sauerstoffpartialdruck und verursacht im Flug beim Passagier eine milde Hypoxie mit Abfall der Sauerstoffsättigung auf 90–95% beim Gesunden.

  • Notfälle während des Fliegens sind meist Folge einer Verschlechterung des vorbestehenden Zustands (65 %) und nur selten neu aufgetretene Erkrankungen (28 %).

  • Kardiale Notfälle sind die häufigsten Ursachen für unplanmäßige Zwischenlandungen (sog. Diversions).

  • In Flugzeugen mit mehr als 30 Sitzplätzen wird zusätzliches Material gefordert, das in der Regel unter Verschluss gehalten wird und nur medizinischem Fachpersonal zugänglich ist (Emergency Medical Kit, EMK/Doctor’s Kit, DK).

  • Grundsätzlich gilt an Bord das Haftungsrecht des Landes, unter dessen Flagge das Flugzeug registriert ist.

  • Der Zugang zu einem ICE/Zug im Gleisbett ist oftmals problematisch, und der Zug kann nicht selten nur zu Fuß erreicht werden. Aufgrund dessen bietet sich eine Mitalarmierung eines Hubschraubers zur notfallmedizinischen Versorgung an.

  • Notfallmedizinisches Equipment gibt es in jedem Zug, jedoch oft nur kleinere Verbandskästen.

  • Bei einer Entfernung von teils mehreren hundert oder tausend Kilometern vom Festland oder medizinischer Hilfe ist eine Evakuierung von verletzten oder erkrankten Passagieren von Schiffen nicht generell machbar.

  • Ab einer Personenanzahl von 100 ist ein Arzt an Bord eines Schiffes vorgeschrieben.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
12. Februar 2024

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