Pädiatrie up2date 2024; 19(01): 3-4
DOI: 10.1055/a-2170-5008
Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Franz-Josef Kretz

es war vor ein paar Jahren. Ich war noch klinisch tätig und hatte im Arbeitskreis „Anästhesie in der Dritten Welt“ Kontakt zu einer Kollegin, die als Ärztin für Anästhesie und Intensivmedizin im Entwicklungsdienst in einem kleinen Krankenhaus in Nepal arbeitete.

Es kam – wie sehr häufig in dieser Gegend – zu einem Erdbeben. Das Krankenhaus wurde stark beschädigt, die meisten Einrichtungen und medizinischen Geräte – vor allem auch Beatmungsgeräte – waren zerstört. Es wurden viele Patienten in die Klinik gebracht, darunter eine sehr schwer verletzte junge Frau. Ein Stein war im Brustbereich über sie gedonnert, sie kam mit schwerer Dyspnoe und hustete Blut.

Die Kollegin intubierte die Patientin, saugte Blut ab und beatmete sie mit der Hand. Unter dieser Handbeatmung stabilisierte sie sich. Da aber die Beatmungsgeräte zerstört oder aus anderen Gründen nicht einsetzbar waren, musste sie die Patientin über den Tubus mit der Hand weiterhin beatmen. Hilfe durch weitere sachkundige Personen war nicht vorhanden. Die Handbeatmung ging über Stunden gut, aber dann kam die Nacht, die Erschöpfung der Kollegin nahm zu, sie wurde müde und schlief selbst ein. Beim Aufwachen konnte sie nur den Tod der jungen Patientin feststellen… Ein Albtraum!

Ich bin froh, dass ich in meiner 40-jährigen Tätigkeit als Arzt für Anästhesie und Intensivmedizin nie in eine solch schwierige Situation kam.



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Article published online:
14 March 2024

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