Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2023; 30(06): 265
DOI: 10.1055/a-2169-8120
Editorial

Wandel und Veränderung

Rainald Fischer
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Prof. Dr. Rainald Fischer

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

das Jahr 2023 geht zu Ende und mit ihm ein Jahr, das gerade von Bergsteigern mit einem lachenden und einem weinenden Auge erlebt wurde. Perfekt waren im Sommer für viele die Perioden mit bestem Wetter, oft wenig Gewitter und nur selten Niederschlag. Dabei so warm, dass so mancher in die Nordwände geflüchtet ist, um es ein bisschen kühler zu haben.

Diese Nordwände sind inzwischen aber oft ganz anders geworden. Die Ortler-Nordwand z. B. hat fast kein Eis mehr, die klassische Nordwand der Königsspitze ist eigentlich nicht mehr machbar, da sie viel zu brüchig und kaum mehr Eis vorhanden ist.

Durch die dauerhafte Erwärmung wird der alpinistische Wintersport, also Skitourengehen, Eisklettern, Mixed-Routen, vermutlich immer seltener möglich werden. Schon jetzt sind viele Tourengeher oft bis Anfang Februar nur auf beschneiten Pisten unterwegs, weil der Schnee drumherum einfach fehlt. Eine dauerhafte Lösung ist das wohl nicht, genauso wenig wie das Ausweichen in – derzeit noch – kältere Länder wie Norwegen oder Kanada.

Wandel und Veränderung sind aber Grundprinzipien des Lebens, und ich bin mir sicher, dass die Alpinisten unter uns dann auch im Winter vielleicht mehr zum Klettern gehen, wenn schon kein Schnee mehr da ist.

Eine Möglichkeit könnten z. B. auch alpine Highlines sein, also lange Slacklines, die bis zu mehr als einem Kilometer zwischen 2 Gipfel gespannt werden. Das Gehen auf diesen gespannten Bandschlingen („Lines“) ist sicher kein Modesport, aber auch nicht so selten, als dass wir uns nicht mit den Gefahren und insbesondere auch mit der Rettung von Verunfallten an diesen Lines beschäftigen sollten. Wie kommt denn der Retter an den mitten am Seil hängenden Patienten hin? Was passiert, wenn sich der Hubschrauber mit dem Retter am Fixtau oder Winde nähert?

Diesem Problem ist die Gruppe um Roman Schniepp von der Uni München detailreich nachgegangen und beschreibt mögliche Lösungsansätze.

In diesem Heft finden Sie wie immer spannende Kasuistiken, tropenmedizinische Neuigkeiten und die Gesellschaftsseiten, ein breites Themenfeld, das gerade den Reiz dieser Zeitschrift ausmacht.

Zu guter Letzt und dem Wandel angemessen darf ich mich hier von Ihnen verabschieden, da ich nach mehr als 20 Jahren nicht mehr Präsident der Deutschen Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin bin. Ich freue mich sehr, dass wir in Dr. med. Natalie Hölzl eine mehr als geeignete Nachfolgerin gefunden haben. Sie ist begeisterte Bergsteigerin, Notärztin, Bergretterin und Vizepräsidentin der ICAR Medcom. Damit ist sie prädestiniert für eine Vernetzung der alpinmedizinischen Gesellschaften im Alpenraum und die Fortentwicklung unserer inzwischen fast 30 Jahre alten Gesellschaft.

Und wie schon im letzten Jahr wünsche ich Ihnen einen wunderschönen Winter, hoffentlich unfallfrei und mit vielen schönen Erlebnissen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
08. Dezember 2023

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