JuKiP - Ihr Fachmagazin für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 2024; 13(01): 41-42
DOI: 10.1055/a-2169-4401
BHK-Mitteilungen
Mitteilungen für die Mitglieder des Bundesverband Häusliche Kinderkrankenpflege e. V.

Implementierung eines Bildungsmanagements in ambulanten Kinderintensivpflegediensten – ein zukunftsweisendes Konzept

Der Fachkräftemangel [1] [2] führt dazu, dass in der Kinderkrankenpflege neben fachlich ausgebildeten Kinderkrankenpflegekräften vermehrt Pflegefachkräfte (PFK) aus der Erwachsenen- und Altenpflege die Versorgung von pädiatrischen Patienten übernehmen. Dies wird stark kritisiert, da Bedenken hinsichtlich einer adäquaten Versorgung der Kinder und deren Familien geäußert werden [3]. Wie können demnach ambulante Kinderpflegedienste den Umständen begegnen und ihre angestellten PFK auf ein qualitativ hohes pflegerisches Niveau bringen, um pädiatrische Patienten angemessen versorgen zu können?

Eine Möglichkeit, neue dynamische Wege zu gehen, bietet das innerbetriebliche Bildungsmanagement, das ein Teilaspekt des Qualitätsmanagements (QM) und der Personalentwicklung ist [4] und zu den Aufgaben der Führungsebene, Pflegedienstleitungen (PDL) des QM und der pflegepädagogischen Leitung (PPL) gehört. Um diese Verbesserungsmaßnahme ständig in einem mittelständischen Kinderintensivpflegedienst implementieren zu können, sollte der PDCA-Zyklus nach Deming (auch Public Health Action Cycle) als Instrument hinzugezogen werden. Das Programm gleicht dem Vorgehen des Pflegeprozesses [5] ([ Tab. 1 ]).

Tab. 1 Phasen und Maßnahmen für ein betriebliches Bildungsmanagement.

Phase

Bezeichnung

Maßnahmen

1. Plan

Problemanalyse

Erfassung der PFK und Qualifikation

Bedarfsanalyse

MA-Gespräche/Jahr, Feedbackboxen in den Teams für Klienten und PFK

Auswertung (s. Punkt 3)

Zieldefinition

Nach S. M. A. R. T. [6]

Planung

Rechtliche Vorgaben nach

  • SGB XI 8 §§ 72, 112–114);

  • SGB V (§§ 37c, 70, Abs. 1)

  • Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA)

  • zuständige Krankenkasse

  • hausinternes QM

Finanzierung:

  • vertraglich festgelegte Kriterien der Leistungskataloge für jeweilige pädiatrische Patienten je KK

  • Rahmenvereinbarung des GBA und der GKV [7]:

    • § 132 l Abs.1 SGB V für außerklinisch beatmete und nicht beatmete Kinder mit einer Trachealkanüle

    • § 1 Grundlagen der qualifizierten pflegerischen Versorgung

    • § 10 Abs. 12: Fortbildungspflicht

    • § 14 Abs. 3 Fortbildungskosten kalkulierende Vorgehensweise nach jährlichem Budget

Schulungen und Kosten:

interne/externe Dozenten; Räumlichkeiten; Material

Pflegedienst: Anbieter von Schulungen:

  • Elternschulungen, Schulungen für Kooperationspartner

  • Zertifizierung über QM und freiwillige Registrierung beruflich Pflegender möglich

Fortbildungsmöglichkeiten:

online; Selbstlernmodule; Skills-Lab und AR/VR; Präsenzschulungen

Soziales Lernen effizient [8]

Kosten-Nutzen-Verhältnis abwägen

Prüfpunkte festlegen

2. Do

Durchführung

Beteiligungsrechte der MA [5]

Ankündigung und Mitarbeit via Online-Newsletter

Struktur und Hilfestellungen PFK in den multimedialen Möglichkeiten Eigenverantwortlichkeit und im SOL schulen

Datenschutz ist nach den nationalen Regelungen einzuhalten [5]

Jährlicher Fortbildungsplan:

Monatliche Online-Fortbildungen; Selbstlernmodule

Pädiatrische Pflege/Pädiatrie:

kindliche Entwicklung, Neuropädiatrie, Vitalwerte, Kindernotfälle, Infant Handling, Ernährung, Sehen, Akustik, seltene und angeborene Erkrankungen, Leitlinien, Algorithmen nach GRC: BLS/ALS, Expertenstandards, Nähe/Distanz

Präsenz:

2-mal/Jahr pädiatrisches Notfallmanagement für PFK; Teambildung

Überwachung

Messung

Analyse

Teilnehmerlisten, Fortbildungspass für die MA, Feedbackbögen
Auswertung (s. Punkt 3)

3. Check

Ergebnisse

Vergleich und Bewertung:

  • im Anschluss an die Fortbildung

  • Präsenzschulung nach 1 Woche

  • Feedbackboxen nach 6 Monaten

  • MA-Gespräche jährlich

Kennzahlen: Überblick über Lerntage, Angebote und Abbildung über die Finanzierung des jährlichen Bildungsangebots [9]

4. Act

Evaluation

  • Entdeckte Abweichungen: Schlussfolgerungen und Konsequenzen ziehen

  • Anpassung der Maßnahme und Steigerung der Effizienz

  • Der Zyklus beginnt von Neuem [5]

Legende: KK = Krankenkasse; GKV = Gesetzliche Krankenversicherung; SOL = Selbstorganisiertes Lernen; AR/VR = Augmented/Virtual Reality; GRC = German Resuscitation Council, BLS/ALS = Basic/Advanced Life Support

Im Kinderintensivpflegedienst Fischer gehen wir in den zweiten Zyklus. Nach den Empfehlungen sollte neben dem Budget Zeit für die Planung, Vor- und Nachbereitung der Fortbildungen und ihre Überprüfungen eingeplant werden. Aus unserer Erfahrung heraus geben die gesetzten Prüfpunkte und MA-Gespräche sehr gut Aufschluss über den Fortbildungsbedarf. Präsenzschulungen sind über das soziale Lernen ein wichtiger Faktor. Die Mitarbeitenden sollten stetig in den multimedialen Möglichkeiten geschult werden, da die Versorgung der pädiatrischen Patienten Priorität hat.

Verantwortlich für den Artikel

Sabrina Pöschel

Fachkinderkrankenschwester Intensiv/Anästhesie; cand. B. A. Berufspädagogin für Pflegeberufe

Pflegedienst Fischer; Tim Fischer, Nermin Aylar

www.pflegedienstfischer.de

IMPRESSUM

Redaktion BHK-Mitteilung: Corinne Ruser

Bundesverband Häusliche Kinderkrankenpflege e. V.

Hospitalstraße 12,

01097 Dresden

Tel.: 0351/65289235

Fax: 0351/65289236

Verantwortlich für den Inhalt zeichnet der Vorstand des BHK e. V.,

i. A. Corinne Ruser.



Publication History

Article published online:
07 February 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

 
  • Literatur

  • 1 Statistisches Bundesamt. Anzahl des Personals ambulanter Pflegedienste in Deutschland nach Berufsabschluss im Jahr 2021 [Graph]. Im Internet: bit.ly/3QXNpwO; Stand: 01.12.2023
  • 2 Simon M. Das DRG-Fallpauschalensystem für Krankenhäuser: Kritische Bestandsaufnahme und Eckpunkte für eine Reform der Krankenhausfinanzierung jenseits des DRG-Systems. Working Paper Forschungsförderung, No. 196, November 2020. Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung; 2020: S. 63 ff
  • 3 Jennessen S. Familien mit pflegebedürftigen Kindern. Lebenslagen – Herausforderungen – Teilhabe. In: Jacobs K, Kuhlmey A, Greß S, et al. (Hrsg.). Pflege-Report 2022. Berlin, Heidelberg: Springer; 2022
  • 4 Forner A. Bildungsmanagement für die Wirtschaft. Qualifizierung und Fachkräfteentwicklung an der Schwelle zu neuen Arbeitswelten. Berlin, Heidelberg: Springer; 2022: S. 154
  • 5 Hensen P. Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen. Grundlagen für Studium und Praxis. 3. Aufl. Wiesbaden: Springer Gabler; 2022: S. 16 ff 85 ff., 150, 365 ff
  • 6 Feichtenbeiner R, Weber H, Hantsch R. Gestaltung nachhaltiger Lernorte. Leitfaden für ausbildende Unternehmen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Bonn: Bundesinstitut für Berufsbildung; 2020
  • 7 Gemeinsamer Bundesausschuss. Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Verordnung von außerklinischer Intensivpflege (Außerklinische Intensivpflege-Richtlinie/AKI-RL). Fassung vom 19.11.2021. Im Internet: bit.ly/3Rofm1d ; Stand: 01.12.2023
  • 8 Hartwagner F. Effektivität von digitalem Lernen, Gelingensbedingungen und Trends. In Blum U, Gabathuler J, Bajus S. (Hrsg.). Weiterbildungsmanagement in der Praxis: Psychologie des Lernens. Berlin, Heidelberg: Springer; 2021: S. 92 ff
  • 9 Gabathuler J, Bajus S. (2021). Lern- und Lehrpsychologie, Bedeutung für die betriebliche Weiterbildung und Auswirkungen auf eine moderne betriebliche Bildung/Personalentwicklung. In Blum U, Gabathuler J, Bajus S. (Hrsg.). Weiterbildungsmanagement in der Praxis: Psychologie des Lernens. Berlin, Heidelberg: Springer; 2021: S. 178