Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/a-2162-0294
Infektionen in der Schwangerschaft
Teil 2: Bakterielle und parasitäre InfektionenManche Krankheitserreger können in der Schwangerschaft oder während der Geburt durch eine Mutter-Kind-Übertragung zu Infektionen führen – mit einem Risiko für Mutter und Kind. Daher sollten Schwangere Infektionskrankheiten möglichst vermeiden. In der Schwangerschaftsvorsorge wird gemäß den Mutterschaftsrichtlinien auf einige Infektionen getestet. Der folgende Beitrag beschreibt häufige schwangerschaftsrelevante Infektionserkrankungen.
-
Chlamydien sind obligat intrazelluläre Erreger; eine Infektion ist häufig asymptomatisch.
-
Bei positivem Screeningnachweis erfolgt zeitnah eine antibiotische Therapie und eine Partnerbehandlung. Der Therapieerfolg ist in der Schwangerschaft zu kontrollieren.
-
In der Frühschwangerschaft sollte ein Syphilis-Screeningtest durchgeführt werden; ist er auffällig, erfolgt eine Therapie mit Penicillin G oder Ceftriaxon.
-
Streptokokken der Gruppe A (GAS) zählen zu den häufigsten bakteriellen Krankheitserregern im Kindesalter.
-
Eine Infektion mit der Spezies Streptococcus pyogenes kann lokalisiert oder systemisch auftreten. Im Wochenbett kann sie zu einer lebensgefährlichen Puerperalsepsis führen.
-
Die Diagnostik einer Infektion mit Streptokokken A kann durch einen Rachenabstrich- Schnelltest, PCR oder Vaginalabstrich im Wochenbett durchgeführt werden.
-
Als Prävention kommt nur die Expositionsprophylaxe in Betracht.
-
Streptokokken der Gruppe B (GBS) sind eine häufige Ursache einer Neugeborenensepsis. Deshalb ist bei Schwangeren ein Screening vor der Geburt empfohlen.
-
Bei GBS-kolonisierten Frauen, GBS-Bakteriurie in der Schwangerschaft oder einem mit GBS erkrankten Kind aus einer vorherigen Schwangerschaft sollte eine intrapartale Antibiotikaprophylaxe mit Penicillin oder Ampicillin i. v. durchgeführt werden.
-
Eine symptomatische bakterielle Vaginose in der Schwangerschaft sollte mit oralem oder topischem Clindamycin therapiert werden.
-
Ein generelles Screening ist nicht empfohlen, jedoch sollte eine asymptomatische bakterielle Vaginose bei erhöhtem Frühgeburtsrisiko behandeln werden.
-
Die Listeriose ist vor allem eine lebensmittelbedingte Infektionskrankheit; Schwangere und immunsupprimierte Personen sind besonders empfänglich für eine Listeriose.
-
In der Schwangerschaft sollten Produkte aus Rohmilch und rohe Wurst sowie Rohfleisch und auch Erzeugnisse aus rohem Fisch vermieden werden.
-
In der Schwangerschaft verläuft die Erkrankung unter einem relativ unauffälligen grippeähnlichen Bild oder zum Teil sogar symptomfrei.
-
Eine Übertragung der Listeriose erfolgt in der Schwangerschaft transplazentar auf den Fetus.
-
Je früher der Fetus mit dem Erreger infiziert ist, desto geringer sind seine Überlebenschancen.
-
Der Erregernachweis kann aus Blut, Liquor, Eiter, Vaginalsekret, Lochien, Stuhl, oder Mekonium erfolgen.
-
Therapie in der Schwangerschaft mit hochdosiertem Amoxicillin oder Ampicillin.
-
Die Listeriose gehört zu den meldepflichtigen Erkrankungen mit der höchsten Letalität.
Schlüsselwörter
Perinatale Infektionen - Infektionen in der Schwangerschaft - bakterielle Erkrankungen - parasitäre ErkrankungenPublication History
Article published online:
12 August 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
-
Literatur
- 1 AWMF. S2k-Leitlinie: Infektionen mit Chlamydia trachomatis. AWMF-Registrier-Nr.: 059/005; Stand: 08/2016 (aktuell in Überarbeitung). Accessed July 05, 2024 at: https://register.awmf.org/assets/guidelines/059–005l_S2k_Chlamydia-trachomatis_Infektionen_2016–12-abgelaufen.pdf
- 2 Centers for Disease Control and Prevention. Sexually transmitted infection treatment guidelines. Accessed July 04, 2024 at: https://www.cdc.gov/std/treatment-guidelines/default.htm
- 3 Cluver C, Novikova N, Eriksson DO. et al. Interventions for treating genital Chlamydia trachomatis infection in pregnancy. Cochrane Database Syst Rev 2017; (09) CD010485
- 4 AWMF. Diagnostik und Therapie der Syphilis. S2k-Leitlinie Aktualisierung 2021. Accessed July 05, 2024 at: https://register.awmf.org/assets/guidelines/059–002l_S2k_Diagnostik_Therapie_Syphilis_2021_06.pdf
- 5 Bessen DE, McShan WM, Nguyen SV. et al. Molecular epidemiology and genomics of group A Streptococcus. Infect Genet Evol 2015; 33: 393-418
- 6 Robert Koch, -, Institut. Infektionskrankheiten A–Z. Übersicht zu Scharlach (Streptococcus pyogenes). Accessed July 04, 2024 at: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/S/Scharlach/Scharlach.html
- 7 AWMF. S2k-Leitlinie: Prophylaxe der Neugeborenensepsis – frühe Form – durch Streptokokken der Gruppe B. AWMF-Registrier-Nr.: 024/020; Stand: 03/2016 (aktuell in Überarbeitung). Accessed July 05, 2024 at: https://register.awmf.org/assets/guidelines/024–020l_S2k_Prophylaxe_Neugeborenensepsis_Streptokokken_2016–04-abgelaufen.pdf
- 8 Prevention of group B streptococcal early-onset disease in newborns. ACOG Committee Opinion No. 797. Obstet Gynecol [Anonym]. 2020; 135: e51-e57
- 9 AWMF. S2k-Leitlinie Bakterielle Vaginose. Version: 5.0 Stand: 01.06.2023 Gültig bis: 31.05.2027. Accessed July 05, 2024 at: https://register.awmf.org/assets/guidelines/015–028l_S2k_Bakterielle-Vaginose_2023–07.pdf
- 10 Robert Koch-Institut. RKI-Ratgeber Toxoplasmose. Epid Bull 2018; 42: 451-457
- 11 Robert Koch-Institut. Listeriose – RKI-Ratgeber. Accessed July 05, 2024 at: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Listeriose.html
- 12 Robert Koch-Institut. Epidemiologische Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2019, Datenstand: 1. März 2020. Accessed July 05, 2024 at: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Jahrbuch/Jahrbuch_2019.html
- 13 Kilgore PE, Salim AM, Zervos MJ. et al. Pertussis: Microbiology, Disease, Treatment, and Prevention. Clin Microbiol Rev 2016; 29: 449-486
- 14 De Serres G, Shadmani R, Duval B. et al. Morbidity of pertussis in adolescents and adults. J Infect Dis 2000; 182: 174-179
- 15 AG Pertussis der Ständigen Impfkommission (STIKO). Wissenschaftliche Begründung für die Empfehlung der Pertussisimpfung mit einem Tdap-Kombinationsimpfstoff in der Schwangerschaft. Epid Bull 2020; 14: 3-34