Frauenheilkunde up2date 2024; 18(04): 353-368
DOI: 10.1055/a-2162-0294
Geburtshilfe und Perinatalmedizin

Infektionen in der Schwangerschaft

Teil 2: Bakterielle und parasitäre Infektionen
Filiz Markfeld-Erol
,
Tanja Rottmar
,
Elke Bäz
,
Franziska Müller
,
Ingolf Juhasz-Böss
,
Mirjam Kunze

Manche Krankheitserreger können in der Schwangerschaft oder während der Geburt durch eine Mutter-Kind-Übertragung zu Infektionen führen – mit einem Risiko für Mutter und Kind. Daher sollten Schwangere Infektionskrankheiten möglichst vermeiden. In der Schwangerschaftsvorsorge wird gemäß den Mutterschaftsrichtlinien auf einige Infektionen getestet. Der folgende Beitrag beschreibt häufige schwangerschaftsrelevante Infektionserkrankungen.

Kernaussagen
  • Chlamydien sind obligat intrazelluläre Erreger; eine Infektion ist häufig asymptomatisch.

  • Bei positivem Screeningnachweis erfolgt zeitnah eine antibiotische Therapie und eine Partnerbehandlung. Der Therapieerfolg ist in der Schwangerschaft zu kontrollieren.

  • In der Frühschwangerschaft sollte ein Syphilis-Screeningtest durchgeführt werden; ist er auffällig, erfolgt eine Therapie mit Penicillin G oder Ceftriaxon.

  • Streptokokken der Gruppe A (GAS) zählen zu den häufigsten bakteriellen Krankheitserregern im Kindesalter.

  • Eine Infektion mit der Spezies Streptococcus pyogenes kann lokalisiert oder systemisch auftreten. Im Wochenbett kann sie zu einer lebensgefährlichen Puerperalsepsis führen.

  • Die Diagnostik einer Infektion mit Streptokokken A kann durch einen Rachenabstrich- Schnelltest, PCR oder Vaginalabstrich im Wochenbett durchgeführt werden.

  • Als Prävention kommt nur die Expositionsprophylaxe in Betracht.

  • Streptokokken der Gruppe B (GBS) sind eine häufige Ursache einer Neugeborenensepsis. Deshalb ist bei Schwangeren ein Screening vor der Geburt empfohlen.

  • Bei GBS-kolonisierten Frauen, GBS-Bakteriurie in der Schwangerschaft oder einem mit GBS erkrankten Kind aus einer vorherigen Schwangerschaft sollte eine intrapartale Antibiotikaprophylaxe mit Penicillin oder Ampicillin i. v. durchgeführt werden.

  • Eine symptomatische bakterielle Vaginose in der Schwangerschaft sollte mit oralem oder topischem Clindamycin therapiert werden.

  • Ein generelles Screening ist nicht empfohlen, jedoch sollte eine asymptomatische bakterielle Vaginose bei erhöhtem Frühgeburtsrisiko behandeln werden.

  • Die Listeriose ist vor allem eine lebensmittelbedingte Infektionskrankheit; Schwangere und immunsupprimierte Personen sind besonders empfänglich für eine Listeriose.

  • In der Schwangerschaft sollten Produkte aus Rohmilch und rohe Wurst sowie Rohfleisch und auch Erzeugnisse aus rohem Fisch vermieden werden.

  • In der Schwangerschaft verläuft die Erkrankung unter einem relativ unauffälligen grippeähnlichen Bild oder zum Teil sogar symptomfrei.

  • Eine Übertragung der Listeriose erfolgt in der Schwangerschaft transplazentar auf den Fetus.

  • Je früher der Fetus mit dem Erreger infiziert ist, desto geringer sind seine Überlebenschancen.

  • Der Erregernachweis kann aus Blut, Liquor, Eiter, Vaginalsekret, Lochien, Stuhl, oder Mekonium erfolgen.

  • Therapie in der Schwangerschaft mit hochdosiertem Amoxicillin oder Ampicillin.

  • Die Listeriose gehört zu den meldepflichtigen Erkrankungen mit der höchsten Letalität.



Publication History

Article published online:
12 August 2024

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