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DOI: 10.1055/a-2160-8723
Research
Patellofemorale Schmerzen
Clamshell gegen Widerstand hilfreich
Patellofemorale Schmerzen (PFP) sind ein häufig auftretendes Kniegelenksproblem bei aktiven Menschen unterschiedlichen Alters, wobei die Häufigkeit und Prävalenz bei jungen Frauen besonders hoch ist. Übermäßige Hüftgelenksadduktion und -innenrotation sind Bewegungsmuster, die oftmals im Zusammenhang mit PFP auftreten. Daher wird in der Regel eine Kräftigung der Hüftgelenksabduktoren und -außenrotatoren empfohlen. Da der M. tensor fascia latae (TFL) nicht nur ein Abduktor, sondern auch ein Innenrotator des Hüftgelenks ist, sollten Therapeuten Übungen auswählen, die eher den superioren Anteil des M. gluteus maximus (SUP-GMAX) und den M. gluteus medius (GMED) ansprechen und gleichzeitig die Aktivierung des TFL minimieren.
An der Studie nahmen 12 Personen (8 Frauen, 4 Männer) im Alter zwischen 18 und 50 Jahren mit PFP teil. Die Autoren maßen mit feinen Drahtelektroden die elektromyografischen (EMG) Signale von GMED, SUP-GMAX und TFL, während die Teilnehmer 11 verschiedene auf das Hüftgelenk ausgerichtete Übungen durchführten.
Von den 11 ausgewerteten Hüftübungen führte nur die Clamshell („Muschelübung“) mit elastischem Widerstand zu einer signifikant höheren Aktivität beider Gesäßmuskeln im Vergleich zum TFL. Fünf Übungen zeigten eine signifikant geringere Aktivierung des SUP-GMAX im Vergleich zum TFL: einseitige Brücke, beidseitige Brücke, Abduktion, Hip Hike und Step-up. Seitschritte mit Widerstand sorgten ebenso für eine angemessene Aktivierung des GMED und des SUP-GMAX im Vergleich zum TFL, allerdings in einem viel geringeren Ausmaß. Somit erfüllte diese Übung nicht alle 4 von den Autoren zuvor gesetzten Kriterien, um als „wünschenswert“ angesehen zu werden. Bei den übrigen 6 Übungen wurden keine Unterschiede in der Glutealmuskelaktivierung im Vergleich zum TFL festgestellt.
Diese Ergebnisse stehen im Gegensatz zu dem, was bei gesunden Personen, die die gleichen Übungen durchführen, berichtet wurde. Insbesondere Selkowitz, Beneck und Powers (2013) fanden heraus, dass beide Glutealmuskeln bei gesunden Personen bei der Mehrzahl der getesteten Übungen (7 von 11) deutlich aktiver waren als der TFL. Die Autoren vermuten, dass die Tendenz des TFL, die Glutealmuskulatur während therapeutischer Übungen zu kompensieren, eher mit einer unzureichenden Aktivierung von SUP-GMAX als mit GMED zusammenhängen könnte. Dies ist wichtig, da der SUP-GMAX nicht nur ein Hüftgelenkabduktor, sondern auch ein Hüftgelenkaußenrotator ist und notwendig wäre, um der Innenrotation des TFL bei funktionellen Aktivitäten entgegenzuwirken. Zur Kräftigung der Gesäßmuskulatur bei Personen mit PFP ist demnach Vorsicht geboten, wenn Therapeuten davon ausgehen, dass die üblichen Hüftgelenksübungen zu der gewünschten stärkeren Rekrutierung der Glutealmuskulatur im Verhältnis zum TFL führen.
Design: Experimentelle Studie
Teilnehmer: 12 Personen mit PFP
Parameter: Identifizierung von Übungen, die zu einer stärkeren Aktivierung des SUP-GMAX und GMED im Vergleich zum TFL führen
Resultate: Nur eine der 11 untersuchten Übungen (Clamshell gegen Widerstand) führte zu einer stärkeren Aktivierung bei der glutealen Muskulatur im Vergleich zum TFL.
Katrin Veit
Selkowitz DM, Beneck GJ, Powers CM. Comparison of electromyographic activity of the gluteal muscles and tensor fascia lata in persons with patellofemoral pain: Evaluation of selected, hip-targeted exercises using indwelling fine-wire electrodes. Physiother Theory Pract 2023; 22: 1–9
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Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
23. November 2023
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