Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2024; 19(03): 229-245
DOI: 10.1055/a-2147-3455
Grundlagen

Radiotherapie benigner und maligner Läsionen am Bewegungsorgan

Fabian Funer
,
Christina Jentsch
,
Maximilian Rehm
,
Esther G. C. Troost

Die Strahlentherapie stellt – neben der Systemtherapie und dem chirurgischen Vorgehen – die dritte Säule der modernen Tumortherapie dar. Bei bösartigen Erkrankungen des Bewegungsapparates spielt die Strahlentherapie eine sehr wichtige Rolle. Bei Laien, aber auch in Ärztekreisen, wird die Strahlentherapie meist nur mit der Behandlung von malignen Erkrankungen gleichgesetzt. Es besteht jedoch ein breites Spektrum von nicht bösartigen Erkrankungen, die ebenfalls in den Indikationsbereich der Strahlentherapie fallen. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die strahlentherapeutischen Möglichkeiten bei Patienten, die unter bösartigen und gutartigen Erkrankungen des Bewegungsorgans leiden.

Kernaussagen
  • Bei der Behandlung nichtmaligner Erkrankungen des Bewegungsapparates mittels ionisierender Strahlung wurden in den letzten Jahrzehnten neue Indikationen etabliert und sind Teil des strahlentherapeutischen Fachgebiets.

  • Experimentelle und mechanistische Untersuchungen zeigen eine antiinflammatorische Effektivität und eine immunmodulierende Wirkung niedriger Strahlendosen. Diese können existierende Entzündungen abmildern und zusätzlich einen positiven Einfluss auf den Knochenstoffwechsel haben. Es existieren bereits wichtige und erkenntnisreiche Untersuchungen zu osteoimmunologischen Wirkungen.

  • Die Behandlung der gutartigen Erkrankungen des Bewegungsapparates erfolgt an den gleichen Geräten und analog denselben Prinzipien zur Behandlungsplanung und Durchführung der Strahlentherapie von malignen Erkrankungen in der Radioonkologie.

  • Zu den wichtigsten benignen Erkrankungen des Bewegungsorgans mit einer Indikation für eine Strahlentherapie gehören Arthrose, Morbus Dupuytren, Morbus Ledderhose und die Prophylaxe heterotoper Ossifikationen.

  • Die Behandlungsmöglichkeiten der Radioonkologie haben in den letzten Jahren bemerkenswerte Fortschritte gemacht. Etliche maligne Erkrankungen sind heute besser heilbar oder können, auch unter Zuhilfenahme von Systemtherapien, in eine chronische Form überführt werden.

  • Zur Weiterentwicklung der modernen Strahlentherapie hat neben der Integration von täglicher Bildführung auch die Einführung von Partikeltherapie (Protonen, Ionen) beigetragen. An 4 Standorten in Deutschland steht neben der herkömmlichen Bestrahlung mit hochenergetischen Photonen auch die Protonentherapie zur Verfügung.

  • Durch die unterschiedlichen Strahleigenschaften gibt es verschiedene Indikationsstellungen für Photonen und Partikel bei der Behandlung von malignen Erkrankungen.

  • Zur Standardindikation für die Protonentherapie von malignen Erkrankungen des Bewegungsapparates gehören mittlerweile Weichgewebssarkome, Ewing-Sarkome, Osteosarkome, Chondrosarkome und Chordome.

  • Zusammen mit den Fortschritten, die in den letzten Jahren im Bereich der zielgerichteten Therapie und der Immuntherapie erreicht wurden, hat die Strahlentherapie bei der Behandlung solider Tumoren einen zentralen Stellenwert. Somit ist sie neben der Chirurgie diejenige Methode, mit der eine Tumorheilung realisierbar ist.



Publication History

Article published online:
05 June 2024

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