Hebamme 2023; 36(05): 7-8
DOI: 10.1055/a-2127-8707
Studienergebnisse

Veränderungen im CTG bei entstehender Hypoxie

Acta Obstet Gynecol Scand 2022; 102 (11). DOI: 10.1111/aogs.14436

Um während der Geburt die Versorgung und den Zustand des ungeborenen Kindes zu erheben, wird hauptsächlich das CTG eingesetzt, also die kontinuierliche fetale Herzton- und Wehenüberwachung. Dies gilt als Grundlage für Interventionen wie z. B. die Sectio, bei der Annahme einer zu großen Stresssituation für das Kind. Tatsächlich ist die Interpretation des CTGs und damit die Voraussage einer Unterversorgung stellenweise sehr uneindeutig. Ziel dieser Forschungsarbeit war es daher, die Veränderungen der fetalen Herzfrequenz im Fall einer sich gleichmäßig entwickelnden Hypoxie unter der Geburt durch eine metabolische Azidose zu evaluieren. Eingeschlossen wurden dafür insgesamt 115 reif- und lebendgeborene Einlinge mit einem arteriellen Geburts-pH<7,0. Sie wurden in verschiedene Kategorien unterteilt: akute (n=36), subakute (n=14), sich gleichmäßig entwickelnde (n=62) und chronische Hypoxie (n=3).

In den 62 Fällen, in denen die Hypoxie sich über ein paar Stunden entwickelte, wurde in 77,4% als erste Veränderung der fetalen Herzfrequenz eine Dezeleration (variabel oder spät) beobachtet. Ein Oszillationsverlust und eine Bradykardie wurden erst später beschrieben. In fast allen Verläufen traten irgendwann späte Dezelerationen auf und die Baseline stieg danach an. Ein Oszillationsverlust oder eine saltatorische Oszillation wurde in knapp 68% der Fälle vermerkt. Die Autor*innen verweisen auf andere Forschungsergebnisse und diskutieren ein insgesamt besseres neonatales Outcome bei einer sich gleichmäßig entwickelnden Hypoxie. Sie bewerten die Dezelerationen als erste Anpassung des Kindes an die Situation und den Baselineanstieg als Reaktion und Kompensation auf den hypoxischen Stress. Ein Oszillationsverlust oder saltatorischer Rhythmus hingegen zeigt, dass das Kind nicht mehr kompensieren kann, was meist vor der terminalen Bradykardie zu beobachten war.

Fazit

Das CTG ist in den Kliniken nach wie vor das Mittel der Wahl, um den Zustand des ungeborenen Kindes zu beurteilen und Stresssituation unter der Geburt einschätzen zu können. Gleichzeitig ist bekannt, dass die Interpretation oft nicht eindeutig ist und somit Interventionen veranlasst werden, die vielleicht nicht notwendig gewesen wären. Es bedarf weiterer Forschung, um die Situation zunehmend besser interpretieren zu können und das CTG als Intervention an sich bewusst einsetzen oder darauf verzichten zu können. Zudem sollten Geburtshelfer*innen ihr Wissen regelmäßig auffrischen und um neue Forschungsergebnisse und aktuelle Standards erweitern.

Marlene Koch



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
23. Oktober 2023

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