Gastroenterologie up2date 2024; 20(02): 153-168
DOI: 10.1055/a-2123-5596
Wichtige Methoden in der Gastroenterologie

Endoskopische Submukosadissektion (ESD): Indikation, Techniken und Ergebnisse

,
Hans-Peter Allgaier
,
Ingo Steinbrück

Widmung

Herrn Professor Dr. Tilman Sauerbruch zum 78. Geburtstag gewidmet.

Die endoskopische Submukosadissektion (ESD) wurde in Japan zur endoskopischen En-bloc-Resektion oberflächlicher Magenfrühkarzinome entwickelt und sukzessive für andere Abschnitte des Gastrointestinaltrakts adaptiert.

Kernaussagen
  • Vor jeder endoskopischen Resektion einer oberflächlichen Neoplasie soll eine optische Evaluation erfolgen. Diese dient der Festlegung der optimalen Therapieform.

  • Die endoskopische Submukosadissektion (ESD) ermöglicht eine En-bloc-Resektion größerer flacher oder sessiler Neoplasien des Gastrointestinaltrakts.

  • Die histologische Aufarbeitung des Resektats dient der Abschätzung des Lymphknoten-Metastasierungsrisikos. Ist dieses niedrig (< 1%), gilt die Resektion als kurativ.

  • In Fällen mit erhöhtem Lymphknoten-Metastasierungsrisiko muss – unter Berücksichtigung patientenseitiger Faktoren – eine additive Therapie angestrebt werden.

  • In Leitlinien empfohlene Indikationen zur ESD sind:

    • Neoplasien des ösophagealen Plattenepithels,

    • suspekte, größere Barrett-assoziierte Neoplasien,

    • Magenadenome und Magenfrühkarzinome,

    • suspekte größere Neoplasien des Rektums, aber auch des proximalen Kolons.

  • Neoplasien in Duodenum oder Dünndarm sollten wegen hoher Komplikationsraten nicht mit ESD therapiert werden.

  • Histopathologische Kriterien kurativer Resektion sind:

    • En-bloc-Resektion zumindest vertikal im Gesunden (R0),

    • keine Gefäßeinbrüche (L0, V0),

    • gute Differenzierung (G1/G2);

    • Sonderfälle sind u. a. R1-Resektionen (lateral): Hier kann im Verlauf ggf. nachreseziert werden; Magenfrühkarzinom G3: Hier ist Resektion einer pT1a-Neoplasie, ohne Ulkus, Größe bis 20 mm als kurativ akzeptiert; eine Tumorinfiltration der Submukosa ist bis 500 µm bei Barrett-assoziierten und Magenfrühkarzinomen und bis 1000 µm bei kolorektalen Karzinomen akzeptiert.

  • Die Komplikationsraten für Blutung und klinisch relevante (d. h. eine Notfalloperation indizierende) Perforationen sind für die EMR und ESD vergleichbar.



Publication History

Article published online:
19 June 2024

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