Zentralbl Chir 2023; 148(04): 322-328
DOI: 10.1055/a-2110-3595
Übersicht

Nachhaltiger Umgang mit Abfällen im OP – ein schwieriges Thema mit großem Potential

Sustainable Handling of OR Waste – a Difficult Issue with Great Potential
Stefan Welter
1   Thoraxchirurgie, Lungenklinik Hemer, Hemer, Deutschland (Ringgold ID: RIN14989)
,
Ingo Lukas Schmalbach
2   Klinik für Thoraxchirurgie, Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster, Neumünster, Deutschland
,
Stefan Meierling
3   Thoraxchirurgie, Asklepios Klinik Harburg, Hamburg, Deutschland
,
Laura Blaumann
4   Thoraxchirurgie, Thoraxklinik-Heidelberg gGmbH, Heidelberg, Deutschland (Ringgold ID: RIN14996)
,
Laura Klotz
5   Thoraxchirurgie, Thoraxklinik-Heidelberg gGmbH, Heidelberg, Deutschland (Ringgold ID: RIN14996)
› Author Affiliations

Zusammenfassung

Bei einem operativen Eingriff fallen große Mengen Müll an. Kontaminierter Müll muss direkt thermisch verwertet werden und darf nicht nach Wertstoffen sortiert werden. Die Klassifizierung des Krankenhausmülls erfolgt nach Gefahrenpotenzial nach europäischer Abfallschlüsselnummer (AS), anhand derer leider nicht erkennbar ist, welcher Wertstoff darin enthalten ist. Nur ca. 5% des Krankenhausmülls sind durch Kontakt mit meldepflichtigen Krankheitserregern nach § 6 Infektionsschutzgesetz (IfSG) als infektiös zu werten und müssen als „gefährliche Abfälle“ verbrannt oder anderweitig sterilisiert werden. Durch getrennte Sammlung von Verpackungsmaterial, ohne Kontamination mit Körpersekreten, können im OP bis zu 50% Müll kostenlos über das Duale System entsorgt werden. Hierüber gelangen immerhin bis zu 30% der Verpackungen in eine wertstoffliche Wiederverwertung. Das Recycling kontaminierter hochwertiger metallischer Einmalinstrumente ist nur möglich, wenn ein behördlich genehmigter Desinfektionsprozess durchlaufen wird. Hierfür werden 2 Beispiele dargestellt. Einzelne Abfallfraktionen (z. B. Papier, Pappe, Kartonagen oder Leichtverpackungen aus PET) können aber auch direkt an Recyclingunternehmen verkauft werden. Fazit: Ein nachhaltiger Umgang mit Müll aus dem OP schont Ressourcen, schont die Umwelt, spart Geld und spricht viele Mitarbeiter an, denen die Zukunft unseres Planeten eine Herzensangelegenheit ist. Für die Etablierung eines nachhaltigen Abfallwirtschaftskonzeptes ist die Einbindung aller Mitarbeiter von Beginn an wichtig. Ärzte können hier eine Vorbildfunktion übernehmen.

Die Arbeitsgruppe „Nachhaltigkeit in der Thoraxchirurgie“ beschäftigt sich mit der Frage, wie das thoraxchirurgische Arbeitsumfeld nachhaltig und klimaschonend gestaltet werden kann. Neben der Einsparung von Verbrauchsmaterialien, sparsamem Umgang mit Energie, Nutzung klimaschonender Verkehrsmittel zur Arbeit und anderen Themen wurde die „Abfallwirtschaft“ als komplexestes Thema erkannt, auf das Ärzte als Innovationstreiber und Vorbilder maßgeblichen Einfluss nehmen können. Dieser Artikel soll Zusammenhänge und Begrifflichkeiten klären, dringende Maßnahmen erläutern und uns bekannte Möglichkeiten für eine Umsetzung in der Praxis aufzeigen.

Abstract

Surgical interventions often result in large amounts of waste. Contaminated waste must not be separated in recyclable fractions but must directly be burned for thermal recycling. Clinical waste is classified according to the potential dangers in accordance with the European Waste List (EWL). Unfortunately the waste number does not contain information about recyclable material. Only about 5% of clinical waste is hazardous waste resulting from contact with notifiable diseases in accordance with the definition of § 6, German Law on Infection Protection. This waste must be burned or be further sterilised. By using separate collection of packaging material without contamination with body secretions, up to 50% of waste from operating rooms can be disposed of via the German “Dual System” free of charge. Nearly 30% of packaging waste will undergo material recycling. The recycling of contaminated high-class single use surgical instruments (SUSI) is not allowed unless they pass through a disinfection procedure that is certified by the responsible authorities. Two examples will be presented. Other separated waste fractions (for example paper, pasteboard, cardboard packaging or light packaging like PET etc.) can be sold directly to specialised recycling companies. Conclusion: Responsible handling of clinical waste from operating theatres preserves our environment, can save money and motivates staff members who care for the future of our planet earth. When sustainable waste management is introduced, all staff members must be introduced from the start. Doctors must function as role models.



Publication History

Received: 19 March 2023

Accepted after revision: 13 June 2023

Article published online:
17 July 2023

© 2023. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany