Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2023; 30(04): 163-164
DOI: 10.1055/a-2102-7222
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Unn Klare
1   Behnkenhagen
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Oz-Virus in Japan

Ende Juni meldete das japanische Gesundheitsministerium den weltweit ersten Todesfall aufgrund einer Infektion mit dem Oz-Virus. Die mindestens 70-jährige Patientin war bereits vergangenen Sommer (2022) in der Präfektur Ibaraki nach einem 26-tägigen Krankenhausaufenthalt verstorben.

Das Oz-Virus wurde im Jahr 2018 erstmals bei Schildzecken, ebenfalls in Japan, nachgewiesen. Es gehört zur Gattung der Thogotoviren, deren verschiedene Vertreter diverse Säugetier- und Vogelarten einschließlich des Menschen infizieren können. Und so konnte auch das Oz-Virus mittlerweile durch erste serologische Untersuchungen bei Makaken, Sikahirschen und Wildschweinen nachgewiesen werden. Auch bei 2 von 24 getesteten Jägern wurden Antikörper gefunden. All diese Funde stammen aus den Präfekturen Chiba, Gifu, Mie, Wakayama, Yamaguchi und Oita, die im Zentrum oder im Süden der Insel Honschu liegen. In dem Norden der Insel oder gar außerhalb Japans wurde das Virus bisher noch nicht nachgewiesen.

Die serologischen Nachweise bei den beiden Jägern deuten auf einen leichten oder symptomlosen Krankheitsverlauf beim Menschen hin. Die vergangenes Jahr verstorbene Frau dagegen litt zunächst unter Fieber, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen und Gelenkschmerzen. Später wurden u. a. eine Thrombozytopenie, Leber- und Nierenfunktionsstörungen und eine Herzrhythmusstörung festgestellt. Am 20. Tag des Krankenhausaufenthalts kam es zu Bewusstseinsstörung und ein multipler Hirninfarkt wurde bestätigt. Sechs Tage später trat schließlich Kammerflimmern auf und die Patienten verstarb an den Folgen der Infektion [1].

Nach nur 3 bisher bekannten humanen Infektionen lässt sich die Gefahr, die von diesem Virus ausgeht, noch nicht einschätzen. Und auch der Übertragungsweg ist noch unklar, auch wenn momentan alles darauf hindeutet, dass es sich bei den Vektoren um Zecken handelt: Zum einen sind dies die Vektoren der meisten Thogotoviren, zum anderen wurde das Oz-Virus bereits bei Zecken nachgewiesen und drittens wurde bei der vergangenes Jahr verstorbenen Patientin am Tag ihrer Krankenhauseinweisung ebenfalls eine vollgesaugte Zecke gefunden. Das japanische Gesundheitsministerium empfiehlt daher, verstärkt auf eine gute Expositionsprophylaxe zu achten und im Falle eines Schildzeckenbisses einen Arzt aufzusuchen, anstatt zu versuchen, die Zecke selbst zu entfernen.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
09. August 2023

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