Notaufnahme up2date 2024; 06(03): 261-285
DOI: 10.1055/a-2094-3129
Psyche

Intoxikationen und Entzugssyndrome in der Notaufnahme

Ulrike Matthiensen

Der Konsum psychotroper Substanzen hat in vielen Kulturen seit Jahrtausenden Tradition [1] [2]. Die Suche nach kontrolliertem Rausch gilt in vielerlei Hinsicht als akzeptabel. Je nach Substanz und Konsumpraxis kann es bei vielen Substanzen jedoch zu gefährlichen Intoxikationen, schädlichem Konsum und Abhängigkeitsentwicklung kommen, die in der Notaufnahme eine hohe Relevanz haben.

Kernaussagen
  • Die Kenntnis der beim Konsum von psychotropen Substanzen auftretenden Intoxikations- und Entzugssyndrome ist in der Notaufnahme unerlässlich.

  • Intoxikationen sind ein häufiger Anlass für die Vorstellung in der Notaufnahme. Sie können vital bedrohlich sein und verzögert auftreten.

  • Entzugssyndrome sind per se keine Notfälle, die Komplikationen der Entzugssyndrome von Alkohol, Benzodiazepinen und GHB/GBL können jedoch lebensbedrohlich sein.

  • Patienten mit Mischkonsum und/oder Abhängigkeit von mehreren psychotropen Substanzen können sich mit Überlagerungen verschiedener Intoxikations- und Entzugssyndromen vorstellen, die zu einer komplexen Symptomatik führen.

  • Konsumenten von GHB oder GBL sind im Entzug vital bedroht und benötigen fast immer intensivmedizinische Versorgung.

  • Bei Patienten mit substanzbezogenen Störungen sind in der Notaufnahme auch Folgeerkrankungen des Suchtmittelkonsums und die Dekompensation vorbestehender Erkrankungen sowie Unfallfolgen zu bedenken.

  • Das Vorhalten von Informationen zum Suchthilfesystem in der Notaufnahme ist sinnvoll.

  • Opiatabhängige, die sich mit einem Entzugssyndrom in der Notaufnahme vorstellen, sollten keine Opioide erhalten, sondern Informationen über das Suchthilfesystem. Opiatabhängigen, die wegen einer anderen Erkrankung in der Notaufnahme bleiben oder stationär aufgenommen werden müssen, sollte eine Behandlung ihres Entzugssyndroms mit Opioiden angeboten werden.

  • Abhängigkeitskranke leiden an einer schweren psychischen Erkrankung. Sie benötigen eine sorgfältige Diagnostik und Behandlung ihrer oft komplexen gesundheitlichen Probleme. Sie profitieren in besonderem Maße von respektvollem Umgang und freundlicher Professionalität.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
05. Juli 2024

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