Zeitschrift für Palliativmedizin 2023; 24(04): 177-180
DOI: 10.1055/a-2092-0960
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Doppelkopf: Bernard Thill und Ruthmarijke Smeding

Bernard Thill

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Wie kamen Sie in Ihr jetziges Tätigkeitsfeld?

Während meiner internistischen Facharztausbildung fühlte ich mich am meisten durch das Leiden der Tumorpatienten herausgefordert. Der ständige Kampf dieser Patienten gegen die Tumorkrankheit, die tägliche Auseinandersetzung mit dem Lebensende, das sich auftuende spannende Forschungsfeld, haben mich zur Weiterbildung in internistischer Onkologie bewogen. Während meiner Tätigkeit als Onkologe wurde mir dann immer klarer, dass wir mehr machen müssten für die Patienten, die wir nicht heilen können. Nachdem ich ein Team des St Christopher’s Hospice London auf einem Supportive Care Kongress in St Gallen über den Umgang mit Sterbenskranken berichten hörte, habe ich mich Ende der 80er-Jahre, zusammen mit sozial engagierten Mitmenschen und gleichgesinnten Pflegekräften, für den Aufbau der Palliativmedizin und der Palliativpflege in Luxemburg engagiert. Seit meiner Pensionierung engagiere ich mich nun für Menschen die in Armut leben, weil Armut einer chronischen Krankheit sehr ähnlich ist.

Was wäre für Sie die berufliche Alternative?

Für mich persönlich weiß ich keine Alternative zur Unterstützung und Begleitung von kranken, hilfsbedürftigen und notleidenden Menschen.

Wie beginnen Sie Ihren Tag?

Jeden Morgen, beim Frühstück, besinne ich mich auf die Aufgaben, die ich zu erwarten und zu erledigen habe und vertraue dabei auf meine christliche Weltanschauung und meinen Glauben.

Leben bedeutet für mich …

zu versuchen, dazu beizutragen, die Welt ein bisschen menschenfreundlicher zu hinterlassen als ich sie vorgefunden habe.

Sterben bedeutet für mich …

mich von meinen Liebsten und meinen Mitmenschen zu verabschieden und das Geschaffene vertrauensvoll in ihre Hände zu übergeben, in Dankbarkeit für all die Liebe und Unterstützung die sie mir gewährt haben, für all die Geduld die sie mir entgegengebracht haben, in der Hoffnung dass sie mir meine Fehler verzeihen und nicht müde werden, sich ebenfalls für die Kranken und Schwachen zu engagieren.

Welches Ziel möchten Sie unbedingt noch erreichen?

Ich möchte, dass den mobilen palliativen Pflegeteams hier in Luxemburg auch ein Palliativmediziner zur Seite gestellt wird, was bisher leider noch immer nicht der Fall ist.

Meine bisher wichtigste Lernerfahrung im Leben ist …

wenn du von einer Idee überzeugt bist, die der Menschheit dienen kann, versuche Gleichgesinnte um dich zu scharen, halte daran fest und bleib dir treu, du wirst Gehör finden.

Was würden Sie gern noch lernen?

Klavier spielen.

Woraus schöpfen Sie Kraft für Ihre Arbeit?

Aus meiner christlichen Weltanschauung und aus der Liebe zu und von meiner Familie.

Mit wem aus der Welt- oder Medizingeschichte würden Sie gern einmal einen Abend verbringen?

Mit Immanuel Kant, Mahatma Gandhi und Rabindranath Tagore.

Wenn ich einen Tag unsichtbar wäre, würde ich …

gerne Einblick in das Privatleben und das Umfeld von politischen Machthabern haben.

Wie können Sie Frau Smeding beschreiben?

Ich habe Frau Ruthmarijke Smeding als eine überzeugende Kommunikationsexpertin kennengelernt, als eine Lehrerin die einen begeistern kann und die Lebensfreude ausstrahlt.

Wie beenden Sie Ihren Tag?

Mit einem Blick in das internationale Weltgeschehen und einem Rückbesinnen auf den erlebten Tag.

Gibt es etwas, das Sie gern gefragt worden wären, aber noch nie gefragt worden sind?

Ja, ob und wie ich mit dem unerwarteten Tod meiner Mutter klar kam, da ich im Ausland weilte und nicht bei ihr sein konnte.

Zur Person

Ausbildung:

1997–1998 Diplom in Palliativmedizin an der University of Wales, Cardiff, UK

1993–1994 Zusatzausbildung in Palliativmedizin im St Christopher’s Hospice und im Royal Marsden Hospital in London

1978–1985 Facharztausbildung zum Internisten mit Schwerpunkt Onkologie in den Städtischen Kliniken Winterberg Saarbrücken und im Tumorzentrum Institut Gustave Roussy in Villejuif/Paris

1971–1978 Studium der Medizin und Promotion an der Universität Bonn

1964–1971 Gymnasium Lycée de Garçons in Esch-sur-Alzette/Luxemburg

Berufliche Tätigkeit:

2021 bis heute Präsident «Médecins du Monde Luxembourg»

2017 bis heute ehrenamtlich tätiger Arzt bei « Médecins du Monde Luxembourg », Betreuung von armen oder obdachlosen Patienten, die keinen Zugang zu einer Krankenversicherung haben

1994 Eröffnung der ersten luxemburgischen Palliativstation im Centre Hospitalier Emile Mayrisch CHEM in Esch-sur-Alzette/Luxemburg

1990–1998 Gründungspräsident von OMEGA 90, der luxemburgischen Palliativgesellschaft

1985–2017 Facharzt für Innere Medizin und Onkologie im CHEM; während meiner ärztlichen Tätigkeit Engagement auf nationalem Niveau für den Aufbau der Palliativpflege/-medizin und die Einrichtung eines nationalen Radiotherapiezentrums in Luxemburg

Veröffentlichung:

Mai 2022 Herausgabe meines ersten Buches «Das Warschauer Konzert oder der letzte Gang», éditions Schortgen



Publication History

Article published online:
03 July 2023

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