Zahnmedizin up2date 2023; 17(02): 79-80
DOI: 10.1055/a-2080-9793
Studienreferate

Veränderungen desAlveolarknochens nach Gaumennahterweiterung und Therapie mit festsitzenden Apparaturen

Contributor(s):
Britta A. Jung

Material und Methoden: Im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie wurden die DVT-Datensätze von 45 Patienten (durchschnittliches Alter: 13,01 Jahre) mit klassischer Gaumennahterweiterung und Edgewise-Therapie analysiert. Die Studie untersuchte die Fragestellung, ob die Variablen Patientenalter, Expansionsweite, Behandlungsdauer sowie die initiale Knochendicke Einfluss auf die bukkale Knochendicke nach Therapie haben. Es wurden die Null-Hypothesen untersucht: (a) es gibt keine Unterschiede zwischen der Knochendicke und anatomischen Defekten im Bereich des bukkalen Alveolarknochens vor und nach der Therapie, (b) die Dicken des bukkalen Alveolarknochens und anatomischen Defekte korrelieren nicht mit dem Alter der Patienten, der Expansionsmenge, dem Behandlungszeitpunkt und der initialen Knochendicke. Es wurden bei allen Patienten DVTs vor der Behandlung (T1) und nach der Behandlung (T2) ausgewertet.

Für die Gaumennahterweiterung wurde eine klassische Hyrax-Apparatur verwendet. Die Apparatur wurde 1× pro Tag aktiviert, bis die erforderliche Expansionsweite erreicht wurde. Die Apparatur wurde nach ca. 18 Wochen entfernt und eine Edgewise-Apparatur appliziert. Die durchschnittliche Expansionsmenge betrug 8 mm, die Gesamtdauer der Behandlung ca. 2,4 Jahre. Die Dicke des Alveolarknochens wurde bukkal im Bereich der mesiobukkalen Wurzel des oberen ersten Molaren beidseits 4, 6 und 8 mm apikal der Schmelz-Zement-Grenze gemessen. Zusätzlich wurde auf anatomische Defekte (Fenestrationen, Dehiszenzen, vollständige Unterbrechung der vestibulären Knochenlamelle) geprüft.

Ergebnisse: Es zeigte sich insgesamt an allen untersuchten Zähnen eine signifikante Knochenreduktion im Bereich des bukkalen Alveolarknochens. Besonders häufig traten zum Zeitpunkt T2 Fenestrationen (n = 38/90 untersuchten 6-Jahr-Molaren), Dehiszenzen (n = 3/90) und eine vollständige Unterbrechung (n = 4/90) auf. Betroffen waren vor allem die Zähne, die zu Beginn der Untersuchung ohnehin eine dünne Knochenlamelle zeigten. Die Reduktion des Knochens zeigte einen engen Zusammenhang mit der Knochendicke, die vor der Behandlung vorlag. Die übrigen Parameter zeigten keine Korrelation.

Fazit

Behandlungen mit konventioneller Gaumennahterweiterung und Multibandtherapie können zu einer klinisch relevanten Reduktion der bukkalen Knochendicke führen. Mögliche Folgen sind Fenestrationen, Dehiszenzen und eine vollständige Unterbrechung der Knochenkontinuität im Bereich der Ankerzähne (6-Jahr-Molaren). Entscheidendes Kriterium hierfür ist die vorhandene vestibuläre Knochendicke vor der Behandlung. Daher sollten bei Patienten mit dünner vestibulärer Knochenlamelle oder mit bereits bestehenden vestibulären Knochendefekten unbedingt Behandlungsalternativen (skelettal gestützte Gaumennahterweiterung, individualisierte Bögen) favorisiert werden, um das Komplikationsrisiko möglichst gering zu halten.



Publication History

Article published online:
16 May 2023

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