PSYCH up2date 2024; 18(01): 37-53
DOI: 10.1055/a-2079-0058
Essstörungen, somatische Belastungsstörungen, Schlafstörungen und sexuelle Funktionsstörungen

Psychosomatische Aspekte von chronischen muskuloskelettalen Schmerzen

Pia-Elena Frey
,
Marcus Schiltenwolf

Die Therapie chronischer muskuloskelettaler Schmerzen gelingt nur durch die Kenntnis der zugrunde liegenden psychosomatischen (biopsychosozialen) Aspekte. Wiederkehrende Muster sind Schmerzvermeidung durch Bewegungsvermeidung und instabile Bindungsstile, die in Teufelskreise führen und diese aufrechterhalten. Dieser Artikel zeigt, welche Verhaltens- und Beziehungsmuster chronische Schmerzen beeinflussen und wie man sie erfolgreich behandeln kann.

Lernziele

Nach der Lektüre dieses Beitrags ...

  • kennen Sie die psychosozialen Komponenten von chronischen muskuloskelettalen Schmerzen und können Faktoren wie Bewegungsvermeidung, Bindungsstile und psychische Komorbiditäten in Zusammenhang mit chronischen Schmerzen einordnen.

  • ist Ihnen die Bedeutung von Bewegung und körperlicher Aktivität als protektiver Faktor und wichtiger Therapiebaustein bekannt.

  • haben Sie ein Bewusstsein für die Bedeutung der Patientenkommunikation und Psychoedukation entwickelt und vermitteln realistische Erwartungen, Selbstwirksamkeit und Motivation bei der Schmerzbewältigung.

  • kennen Sie die Indikationskriterien für eine Interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie bei geeigneten Patienten.

Kernaussagen
  • Körperliche Befunde allein erklären häufig nicht die Schwere des Schmerzerlebens von Erkrankungen der Haltungs- und Bewegungsorgane.

  • Kognitive, emotionale und psychosoziale Aspekte sowie individuelle Selbstregulierungsfähigkeiten beeinflussen das Krankheitserleben, die Entstehung und Aufrechterhaltung von chronischem Schmerz.

  • Verschiedene Konzepte erklären die Entstehung und Aufrechterhaltung chronischer Schmerzen, darunter katastrophisierende Gedanken und das Fear Avoidance Belief-Modell, das die Vermeidung von u. a. Bewegungen aufgrund von Schmerzen und Ängsten beschreibt.

  • Bewegung ist ein wichtiger protektiver Faktor, aber auch zentraler Therapiebaustein bei chronischen muskuloskelettalen Schmerzen. Bewegungstherapien dienen der Verbesserung der körperlichen Funktion und Schmerzlinderung, wobei es für jeden Patienten eine individuell optimale Dosis und Form von Bewegung zu geben scheint.

  • Selbstwirksamkeit, die Förderung patienteneigener Ressourcen und die Auseinandersetzung mit individuellen Widerständen des Patienten sind zentrale Therapieziele, wobei die ärztliche Kommunikation und Gesprächsführung eine entscheidende Rolle im Therapieerfolg spielen.

  • Bei schweren Fällen von chronischen Schmerzen, die auf unimodale Maßnahmen nicht ausreichend ansprechen, kann eine interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie erwogen werden.



Publication History

Article published online:
11 January 2024

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