Zusammenfassung
Die Abschätzung des Frakturrisikos ist eine Kernaufgabe bei der
Identifikation Osteoporose gefährdeter PatientInnen. Für diesen
Zweck wurden verschiedene Risikorechner entwickelt. Trotz dessen besteht eine
erhebliche Unterversorgung von Osteoporosepatient:innen, was auch an
unzureichender Identifikation Betroffener liegt. Um hier eine Verbesserung zu
erzielen, wurde der DVO Frakturrisiko Rechner entwickelt. In diesem Beitrag
werden die Defizite bisheriger Risikorechner aufgeführt, um daraus das
Konzept des DVO Frakturrisiko Rechners abzuleiten. Kernaspekte sind i) ein breit
gefächertes Casefinding über 33 Evidenz-basiert validierte
Frakturrisikofaktoren, ii) der Fokus auf Schenkelhals- und
Wirbelkörperfrakturrisiko, iii) eine Berechnung des 3-Jahres
Frakturrisikos, optional mit 1-Jahresdaten bei hohem imminenten Frakturrisiko
und iv) Osteodensitometrie an Lendenwirbelsäule und proximalem Femur.
Die Risikoabschätzung basiert auf deutschen Referenzdaten. Das
Frakturrisiko wird aus dem Risiko von Personen, die keine der erhobenen
klinischen Risikofaktoren aufweisen, über ein geschlechts-spezifisches
multiplikatives Modell, das Alter, die relativen Risiken der zwei
stärksten klinischen Risikofaktoren und Osteodensitometrieergebnisse
berücksichtigt, ermittelt. Ziel ist die Implementierung als App, die den
Osteolog:innen des DVO kostenfrei zur Verfügung gestellt werden soll.
Bis zur Zertifizierung der App wird für eine Übergangszeit ein
vereinfachtes Modell in Tabellenform angeboten. Risikorechner können die
ärztliche Beurteilung nur unterstützen, sie nicht ersetzen, aber
der DVO Frakturrisiko Rechner wird hoffentlich dazu beitragen, die
Unterversorgung von Osteoporosepatient:innen zu verringern, in dem er hilft, in
effektiver Weise Risikopatient:innen zu identifizieren.
Abstract
Summary The estimation of fracture risk is a core task in the care of patients at
risk of osteoporosis. Various risk calculators have been developed for this
purpose. Despite this, there is a considerable treatment gap of osteoporosis
patients, which is also due to insufficient identification of those affected.
The DVO Fracture Risk Calculator was developed to improve this situation. In
this contribution, the shortcomings of previous risk calculators are listed in
order to derive the concept of the DVO Fracture Risk Calculator. Core aspects
comprise i) a broad Casefinding strategy via 33 evidence based validated
fracture risk factors, ii) the focus on hip and vertebral fracture risk, iii) a
calculation of the 3-year fracture risk, optionally with 1-year data in case of
high imminent fracture risk, along with iv) bone densitometry at lumbar spine
and proximal femur. The risk assessment is based on German reference data. The
fracture risk is based on the risk of individuals who do not have any of the
clinical risk factors assessed and it is calculated via a sex-specific
multiplicative model that takes into account age, the relative risks of the two
strongest clinical risk factors and bone densitometry results. The goal is to
implement this as an app that will be made available free of charge to DVO
osteologists. Until this app is certified, a simplified model in tabular form
will be offered for a transitional period. Risk calculators can only support
medical expertise of physicians, not replace it, but the DVO Fracture Risk
Calculator will hopefully help to reduce the diagnostic gap of osteoporosis
patients by helping to identify at-risk patients in an effective way.
Schlüsselwörter Frakturrisiko - klinischen Risikofaktoren - Osteodensitometrie - Schenkelhalsfrakturen - Wirbelkörperfrakturen
Key words Fracture risk - clinical risk factors - bone densitometry - hip fracture - vertebral fracture