Allgemeinmedizin up2date 2023; 04(01): 19-21
DOI: 10.1055/a-1962-5307
Fit fürs Fachgespräch

80-jährige Patientin mit Gelenkschmerzen

Annika Godt
,
Hans-Michael Mühlenfeld

Anamnese

Die 80-jährige Patientin ist in Ihrer Praxis bekannt. Sie hat eine milde Hypertonie und ist insgesamt ziemlich fit (Barthel-Index 100%). In der Sprechstunde berichtet sie, dass es ihr gar nicht gut gehe: „Die Gelenke tun weh, ich kann mich nicht richtig bewegen.“

Wie gehen Sie vor?

Zunächst frage ich, wo die Schmerzen lokalisiert sind, ob sie dauerhaft oder intermittierend vorhanden sind und seit wann sie bestehen.Die Patientin erzählt, dass vor allem die Schultern wehtun, sodass sie nicht in die oberen Fächer des Küchenschranks greifen kann. Die Beschwerden bestehen seit 3–4 Wochen.

Wollen Sie noch etwas wissen?

Ja, ich frage, ob die Patientin unter Morgensteifigkeit leidet und ob sie in letzter Zeit vermehrt Kopfschmerzen hatte, v.a. im Schläfenbereich, oder Schmerzen der Kiefermuskulatur. Ebenso frage ich sie nach Sehstörungen.Die Patientin bestätigt die Morgensteifigkeit: Die erste Stunde nach dem Aufstehen könne sie sich kaum bewegen und nur mit größter Mühe anziehen. Die anderen Symptome verneint sie.

Warum fragen Sie danach, was ist Ihre Verdachtsdiagnose?

Meine Arbeitshypothese lautet Polymyalgia rheumatica (PMR).Heftige Schmerzen in den Schultern, im Nacken, im Rücken und seltener im Beckengürtel sind das Leitsymptom. Die Schmerzen treten bei Bewegung verstärkt auf und es liegt eine ausgeprägte Morgensteifigkeit vor [1]. Die PMR ist oftmals mit der Riesenzellarteriitis (RZA) vergesellschaftet [2] [3]. Dies wäre ein abwendbarer gefährlicher Verlauf, da die RZA bei Befall der Temporalarterien zu schweren Visusstörungen bis zur Erblindung führen kann [3].



Publication History

Article published online:
21 February 2023

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