Zentralbl Chir 2023; 148(01): 43
DOI: 10.1055/a-1962-1201
Editorial

Editorial Schwerpunkt „Thoraxtrauma“

Christof Schreyer
,
Stefan Schulz-Drost

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

in den letzten Jahrzehnten hat sich die Behandlung des Thoraxtraumas durch moderne diagnostische und therapeutische Methoden sowie bessere Stabilisierungsmaßnahmen deutlich geändert. Beispiele sind die interventionelle Behandlung von Gefäßverletzungen, die zunehmende osteosynthetische Versorgung der knöchernen Thoraxwand, die minimalinvasive Behandlung von intrathorakalen Verletzungen, der zunehmende Einsatz der ECMO und weitere. Aufgrund der verschiedenen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten setzt sich nach der Stabilisierung der thoraxtraumatisierten Patient*innen zunehmend ein auf die Verletzungsmuster individuell zugeschnittenes Therapiekonzept durch.

Die Akutbehandlung des Thoraxtraumas betreffend sind die wichtigsten lebenserhaltenden Behandlungsempfehlungen in der S3-Leitlinie Polytrauma erfasst. Sowohl im Verlauf als auch im Detail bleiben viele Unklarheiten zur optimalen Primär- und Weiterbehandlung einer Vielzahl von Verletzungsmustern und -folgen. Da etwa 45% aller polytraumatisierten Patient*innen ein relevantes Thoraxtrauma aufweisen, ist die Notwendigkeit einer fachgerechten chirurgischen Versorgung dieser Verletzungen in der Breite der Kliniken notwendig.

Die wissenschaftliche Evidenz zur optimalen Therapie vieler verschiedener Verletzungsentitäten des Thorax ist gering. In der Behandlung thoraxtraumatologischer Patient*innen ergeben sich daher für die Kliniker*innen eine Vielzahl offener Fragen. Zur Klärung dieser Fragen haben die DGT (Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie) und die DGU (Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie/Sektion NIS) eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe gebildet. Nahziel ist die Formulierung klinischer interdisziplinärer Behandlungsempfehlungen zu den wichtigsten Themen nach einer strukturierten Literaturrecherche als Konsensus-Empfehlungen für die traumatologisch tätigen Kolleg*innen. Hieraus ergibt sich im Verlauf die Möglichkeit zur Generierung von verschiedenen Studienprojekten im Hinblick auf einzelne thorakale Verletzungsbilder.

Für dieses Sonderheft wurden 6 thoraxtraumatologische Themen identifiziert, die in der täglichen Versorgung des Polytraumas von besonderem Interesse sind. In der Literatur der letzten 30 Jahre werden eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten für die verschiedenen Thoraxverletzungen aufgeführt, die seit Jahren mit Erfolg durchgeführt werden. Die sich daraus ergebenden Therapieempfehlungen wurden in unserer interdisziplinären Arbeitsgruppe über 2 Jahre erarbeitet und diskutiert und in der Folge durch beide Fachgesellschaften im Konsens verabschiedet.

Ein besonderer Dank für die Unterstützung der AG-Thoraxtrauma und die Ermöglichung dieses Sonderheftes geht an Prof Dr. G. Matthes (ehemaliger Leiter der Sektion NIS der DGU), an Prof. Dr. B. Passlick (Herausgeber des ZBC für die DGT) und den Vorstand beider Fachgesellschaften.

OTA Dr. C. Schreyer (DGT)

PD Dr. S. Schulz-Drost (DGU)



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
23. Februar 2023

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