Dtsch Med Wochenschr 2023; 148(05): 210
DOI: 10.1055/a-1953-8397
Aktuell publiziert

Kommentar zu „Polypille überzeugt in der Sekundärprävention“

Contributor(s):
Ulrich Kintscher

Die Behandlung kardiovaskulärer Risikofaktoren mit Erreichen leitliniengerechter Zielwerte stellt in der Sekundärprävention weiterhin ein Problem dar. Laut Ergebnissen aus dem ESC-EORP-EUROASPIRE-V-Register von 2019 erreichen beispielsweise immer noch 42% der Patienten*innen in der Sekundärprävention ihr Blutdruckziel von <140/90mmHg (<140/85mmHg bei Diabetes) nicht, und sogar 71% weisen einen LDL-Cholesterinwert von >70mg/dl auf [1]. Als einer der Gründe für diese unzureichende Risikofaktoreneinstellung wird eine geringe Adhärenz zur medikamentösen Therapie diskutiert. Man weiß mittlerweile gut, dass eine geringe Adhärenz eng mit der Anzahl der eingenommenen Tabletten verbunden ist, d.h. je mehr Tabletten, desto geringer die Adhärenz [2]. Eine Reduktion der Tablettenlast kann durch die Verwendung einer sog. Polypill erreicht werden, bei der man mehrere Einzelsubstanzen mit unterschiedlichem pharmakologischen Wirkprofil in einer Tablette vereint. Damit kann die Adhärenz in der Primär- und Sekundärprävention verbessert werden. Dass dieses Konzept funktioniert, konnte in der Vergangenheit in mehreren Studien gezeigt werden, in denen Risikofaktoren wie erhöhter systolischer Blutdruck oder LDL-Cholesterin mit der Polypill signifikant deutlicher gesenkt werden konnten [3]. Mehrere randomisiert-kontrollierte Studien in der Primärprävention konnten daraufhin bestätigen, dass der Einsatz einer Polypill auch signifikant kardiovaskuläre Ereignisse senken kann [4]. Dahingegen lagen derartige Studienergebnisse für den Einsatz der Polypill in der Sekundärprävention noch nicht vor.



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Article published online:
27 February 2023

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