Aktuelle Dermatologie 2022; 48(08/09): 400-401
DOI: 10.1055/a-1904-3166
Nachruf

Nachruf Prof. Dr. sc. med. Hans Meffert

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Prof. Dr. sc. med. Hans Meffert

Am 12. März 2022 ist Prof. Dr. sc. med. Hans Meffert im Alter von 83 Jahren in Berlin verstorben.

Hans Meffert wurde am 02. 11. 1938 in Weimer geboren, verbrachte seine Schulzeit dort und studierte Medizin an der FSU Jena. Er promovierte 1962 zum Dr. med. an der Medizinischen Akademie Erfurt. Zwei Jahre studierte er Chemie in Jena. Diese Zeit war für seinen Werdegang bedeutend. Seine dermatologische Laufbahn begann er 1966 unter dem Direktorat von Professor Sönnichsen an der Hautklinik Jena. 1971 ging er mit Sönnichsen an die Charité-Hautklinik und war dort Oberarzt. 1974 erfolgte die Promotion zum Dr. sc. med., 1978 dann Hochschuldozent und 1984 wurde er zum Professor ernannt. Nach der Wende war er 1993–1994 kommissarischer Direktor und bis 2003 Stellvertretender Direktor der Klinik. In Berlin bis 2020 war er in einer Privatpraxis tätig. Seine zahlreichen Publikationen und Vorträge und sein wissenschaftliches Gesamtwerk hat H.-D. Göring, Dessau, zu seinem 60. Geburtstag eindrucksvoll gewürdigt (Dt.-Derm. 1998, 46: 935f).

Ein Höhepunkt war für ihn auch die Teilnahme an der 95-Jahr-Feier der Hautklinik Jena 2019, die mit einem wissenschaftlichen Symposium von Prof. P. Elsner denkwürdig organisiert wurde und an der fast alle ehemaligen ärztlichen Mitarbeiter der Jahre 1965–1971 teilnehmen konnten (Bericht U. Wollina, Kosmet. Med. 2019, 6: 19f), u. a. Sönnichsen, Haustein, Knopf, Kölzsch, Metzner, Meyer, Wätzig und viele ehemalige Kolleginnen und Kollegen, die nicht alle genannt sind. Wir alle konnten die unvergessene Zeit unserer Jenaer Tage Revue passieren lassen und mussten auch schon an Abschied denken.

1979 wechselte ich als Oberarzt aus der Chirurgischen Klinik in die Hautklinik der Charité, um die Leitung der neu gegründeten Abteilung für Dermatochirurgie zu übernehmen. Hans Meffert war schon damals Leiter der Abteilung Photodermatologie und begrüßte mich als neuen Mitarbeiter der Klinik überaus freundlich. Er gab mir wesentliche Hinweise und wertvolle Ratschläge für mein zukünftiges Wirken. In den 24 Jahren unserer gemeinsamen Tätigkeit entwickelte sich nicht nur eine intensive ärztliche Zusammenarbeit, sondern auch eine zunehmende Freundschaft.

Auf seinem Spezialgebiet war er ein bedeutender Dermatologe, Wissenschaftler und Hochschullehrer, der weit über die Grenzen der Klinik hinaus großes Ansehen und Anerkennung genoss. Seine Abteilung war vorbildlich organisiert und seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen schätzten seine Führungsqualitäten und die stets sehr gute Zusammenarbeit. Unter dem Direktorat von Prof. Sönnichsen bestand eine harmonische und produktive Zeit ärztlicher Tätigkeit – frei von ökonomischen, juristischen und politischen Zwängen. Wie die Mitarbeiter der Hautklinik so waren auch wir betrübt, als 1993 Prof. Sönnichsen trotz intensiver Bemühungen nicht wieder als Ordinarius der Hautklinik berufen wurde. In der Wende- und Nachwendezeit haben wir oftmals gemeinsam kämpfen müssen und haben mit Erfolg teilweise schwierige Situationen überwinden können. Rückblickend gab es zwischen uns viele Gemeinsamkeiten – nicht nur, weil wir beide im Jahr 1938 geboren wurden. So zählten auch wir zu den ersten leitenden ärztlichen Mitarbeitern der alten Charité, die nach der Wende zu ordentlichen Professoren berufen wurden.

Neben seiner ärztlichen Tätigkeit war auch er nach der Wende uneingeschränkt bereit, an der Neugestaltung der Charité mitzuwirken, u. a. als Mitglied einer Berufungskommission. Hervorzuheben ist auch seine Tätigkeit in Fachgremien und besonders seine langjährige Mitarbeit im Redaktionskollegium der Zeitschrift „Aktuelle Dermatologie“. Erkenntnisreich und überzeugend waren seine wissenschaftlichen und auch populärwissenschaftlichen Vorträge. Die Aus- und Weiterbildung sowie die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses lagen ihm stets am Herzen.

Wir haben Hans Meffert als einen vielseitig gebildeten, klugen und humorvollen Menschen erlebt. Musikalisch begabt, hat er so manche Klinikfeier verschönert, besonders, wenn er sich spontan an das Klavier setzte und improvisierte. Wir hatten auch nach der Emeritierung unvergessliche Erlebnisse. Ich lernte seine liebenswerte und intelligente Frau – die leider viel zu früh noch vor ihm verstoben ist – und auch seine beiden Kinder näher kennen. So besuchten meine Frau und ich ihn auch in seinem schönen Domizil auf Rügen in Gager auf der Halbinsel Mönchgut, wo er seit 1965 regelmäßig seinen Urlaub verbrachte. Im Kreis seiner Familie und umgeben von zauberhafter Natur fühlte er sich wohl und war glücklich. Er erzählte von seinen zahlreichen Radtouren und erklärte uns die einzigartige Pflanzenwelt. Aus Anlass seines 70. Geburtstages hielt ich vor zahlreichen Gästen und Dorfbewohnern eine kleine Festrede. Ich berichtete über seine erfolgreiche Tätigkeit an der Hautklinik der Charité und würdigte ihn als eine außerordentliche Persönlichkeit. Danach kamen einige Dorfbewohner zu mir, bedankten sich und betonten, dass sie bislang nichts von den Verdiensten und besonderen Leistungen von Prof. Meffert gewusst hätten. Diese Tatsache spricht auch für die Bescheidenheit von Hans Meffert.

Wir verlieren in ihm einen treuen Freund und Weggefährten, einen hervorragenden Dermatologen, Wissenschaftler und Hochschullehrer. Tieftraurig verabschieden wir uns von Prof. Hans Meffert und werden ihn in dankbarer Erinnerung behalten.

Er wurde in Mönchgut auf Rügen neben seiner Ehefrau Beate bestattet.


Dr. med. habil. Jürgen Kölzsch
Prof. Dr. sc. med. Helmut Winter

Korrespondenzadresse
Dr. Kölzsch
Hautarzt Praxis
Matthiasstr. 7
10249 Berlin
Deutschland
juergen.koelzsch@arcor.de



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Article published online:
23 August 2022

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